Exklusiv
Die neuen Eigentümer der WAZ-Gruppe wollen den Konzern komplett umkrempeln und eine neue Geschäftsführung installieren. Zudem sollen die Tochterfirmen gebündelt werden. von Bernhard Hübner, Hamburg
und Ulf BrychcyBerlin
Die künftigen Haupteigentümer der Essener WAZ-Gruppe, die Familie rund um die Gründertochter Petra Grotkamp, planen einen Umbau des Medienunternehmens. "Es sollen Restrukturierungen stattfinden, die zu einer größeren Ertragslage führen", sagte Günther Grotkamp, Petra Grotkamps Mann und langjähriger WAZ-Geschäftsführer, am Dienstag der FTD. Es sei geplant, die über 50 Tochterunternehmen der Gruppe zu größeren, profitablen Einheiten zusammenzufassen und die Renditen der deutschen Regionalzeitungen zu verbessern, so Grotkamp.
Petra Grotkamp hatte am Montag mitteilen lassen, sie wolle den 50-Prozent-Anteil der Gesellschafterfamilie Brost kaufen. Bis jetzt teilen sich die Familien der verstorbenen WAZ-Gründer Erich Brost und Jakob Funke zu gleichen Teilen die Macht im Konzern. Nun wird Funke-Tochter Grotkamp mit ihrer Familie die Mehrheit übernehmen. Das Umfeld der Brost-Familie bestätigte, dass die Erben verkaufen wollen. Brosts Enkel, im Teenager- und jungen Erwachsenenalter, haben offenbar kein Interesse am Engagement bei einem der größten Regionalzeitungsverlage Europas.
Ergebnisse aus gewöhnlicher Geschäftstätigkeit der WAZ-Gruppe
Die neuen Haupteigentümer stehen vor einer schwierigen Aufgabe: Seit Jahren mehren sich bei der einst renditestarken WAZ-Gruppe die Probleme: Die Regionalzeitungen im Ruhrgebiet und in Thüringen verlieren beständig Leser und Auflage. Auch nach Ende des Balkan-Engagements streitet sich die WAZ weiter mit dem serbischen Geschäftsmann Milan Beko um Millionen.
In Österreich gibt es einen offenen Kampf mit der Verlegerfamilie Dichand. So müsse die WAZ bei der "Kronen-Zeitung" der Dichand-Familie stets einen Vorabgewinn von jährlich mehr als 10 Mio. Euro überweisen, sagte ein Insider. Der verbleibende Ertrag werde dann unter WAZ und Dichand aufgeteilt. Das ist kein Geschäft, das der WAZ in Zukunft hohe Renditen verspricht.
Umsatz der WAZ-Gruppe nach Sparten
Auch bei den Anzeigenblättern und Zeitschriften, den traditionellen Cashcows der WAZ, seien die Gewinne nicht mehr so hoch wie noch vor zehn Jahren, hieß es aus dem Verlagsumfeld. Eine zukunftsträchtige 7,5-Prozent-Beteiligung an der Privatsendergruppe RTL hatten die Gesellschafterfamilien schon im Jahr 2005 verkauft.
Nach dem 500 Mio. Euro teuren Kauf der WAZ-Mehrheit durch die Grotkamps dürfte sich das Unternehmen vermehrt auf sein deutsches Regionalzeitungsgeschäft konzentrieren. Petra Grotkamp wolle mit dem Erwerb vor allem das verlegerische Erbe ihres 1975 verstorbenen Vaters hochhalten, sagte ihr Mann Günther, der sie seit Jahren geschäftlich berät: "Sie sagte: 'Ich mache das, damit die Vorstellungen meines Vaters im Unternehmen weiterleben.'"
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