Wenn man ein dringendes Anliegen an den geschätzten Kollegen B. hatte und ihn weder am Telefon noch in seinem Büro erwischte, konnte das nur einen Grund haben: Er war auf "Recherche". Die fand direkt gegenüber dem Verlag statt, in seiner Stammkneipe. Dort saß B. gern seine Bürostunden ab, kippte sich den einen oder anderen Kurzen hinter die Binde, um dem ewigen Bier etwas nachzuhelfen, rauchte und las. Zeitung, Magazine, Bücher.
P. indes fand man im Hochsommer - ja, das gab es einmal - zuverlässig im Druckerraum an, wo er in der Stellung eines Pinguins, der sich die Flügel trocknet, von der Klimaanlage seinen Körper auf Betriebstemperatur runterzukühlen pflegte.
Brauchte man dringend einen Kurier und die Poststelle war verwaist, traf man deren zottelige Bewohner am späten Nachmittag gern in einer blickgeschützten Ecke des Hinterhofs an, wo sie sich seltsame, süßlich duftende Zigaretten teilten.
Das ist nun alles schon lange her. Baustellen und Redaktionen sind heute "Dry Areas", Friseur- und Arztbesuche finden in der Freizeit statt, die sozialen Hängematten sind verschwunden. Doch geblieben ist das Problem: Wie erwische ich einen Kollegen, der im Zeichen der Arbeitsverdichtung nicht ans Telefon geht und zu weit weg ist für einen Überraschungsbesuch?
Zum Beispiel Kollegin K. Sie ist entweder in Meetings, oder sie arbeitet und geht darum nicht ran. Dann aber schickt sie Mails. Sobald ihre nächste Nachricht ankommt, sofort anrufen. Bingo!
Besonders lästig ist es, wenn man dringend eine Freigabe von einem Vorgesetzten auf Dienstreise benötigt. Man ruft an - es geht keiner ran. Man schickt eine Mail auf den Blackberry - keine Antwort. Man schickt eine SMS - still ruht der See. Man schaut ins Facebook-Profil des Reisenden - und yep! - hier ist jede Station des Trips gepostet. Gotcha, Mr Hideaway!