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Merken   Drucken   31.08.2011, 16:26 Schriftgröße: AAA

Video im Internet: Chinesischer General gibt Spionage-Lehrstunde auf Youtube

Chinas Militär gilt nicht gerade als transparent. Deshalb erregt ein Video bei Youtube Aufmerksamkeit: Ein chinesischer Generalmajor plaudert über Spionagefälle - und die daraus folgenden Peinlichkeiten. von Georg Fahrion, Berlin
Für gewöhnlich ist Chinas Militär verschwiegen bis zur Lächerlichkeit. So gab die Volksbefreiungsarmee erst im Juli zu, dass sie ihren ersten Flugzeugträger flottmacht - obwohl das 300 Meter lange Monstrum jahrelang weithin sichtbar im Hafen von Dalian lag, unweit der Filiale eines schwedischen Einrichtungshauses.
Angesichts dieses zurückhaltenden Umgangs mit Informationen war Jin Yinans Freimütigkeit umso erstaunlicher: Ein Video, das auf Youtube zu sehen ist, zeigt den Generalmajor bei einem Vortrag über hochrangige Kader aus Partei, Militär und Regierung, die Staatsgeheimnisse an das Ausland verkauft haben sollen. Über einige der Spionagefälle wusste man bisher nur wenige Details, andere waren gänzlich unbekannt.
Jin ist Professor an der National Defense University in Peking, die Chinas militärische Elite ausbildet. Der Financial Times zufolge hielt er seine Rede auf einer internen Veranstaltung zum 90. Jubiläum der Partei.
Aufstrebende Militärmacht Chinas gepanzerte Faust
Die Aussagen macht besonders pikant, dass Jin gestand, die mutmaßlichen Verräter seien unter Vorwänden verurteilt worden - um China Peinlichkeiten zu ersparen. So sei etwa der frühere chinesische Botschafter in Südkorea, Li Bin, wegen Korruption ins Gefängnis gesteckt worden. Tatsächlich habe Li jedoch Geheimnisse an Seoul weitergegeben, die Chinas Position in den Sechs-Parteien-Gesprächen über Nordkoreas Atomprogramm kompromittierten. "Es ist ein Riesenskandal", sagte Jin. "Li Bin konnte nur zu sieben, acht Jahren verurteilt werden, nicht mehr. Und wieso? Um das Gesicht zu wahren!"
Offenbar fanden sich Spione auch auf höchster Ebene. So berichtete Jin über Kang Rixin. Der Ex-Chef von Chinas zivilem Atomprogramm und Mitglied des Zentralkomitees der Partei hatte wegen Korruption eine lebenslange Haftstrafe erhalten. Tatsächlich habe Kang jedoch Informationen ins Ausland verkauft, so Jin.
Eine Reaktion der Führung in Peking auf den Vortrag blieb bislang aus. Womöglich wird Jin demnächst der Korruption angeklagt.
  • FTD.de, 31.08.2011
    © 2011 Financial Times Deutschland,
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