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  FTD-Serie: Die Top-Ökonomen

Es gibt kaum eine heiße wirtschaftspolitische Debatte oder kluge ökonomische Analyse, in der ihr Name nicht fällt: Joseph Stiglitz, Kenneth Rogoff und Jagdish Bhagwati bilden mit einem guten Dutzend weiterer Top-Ökonomen einen einzigartigen Think Tank. So konträr ihre Ansichten auch sein mögen: Sie schreiben für eine exklusive Serie, die die FTD in Zusammenarbeit mit der internationalen Public-Benefit-Organisation 'Project Syndicate' veröffentlicht.

Merken   Drucken   06.07.2011, 15:07 Schriftgröße: AAA

Top-Ökonomen: J. Bradford DeLong - Geständnisse eines Deregulierers

Die Liberalisierung des US-Finanzmarkts Ende des vergangenen Jahrhunderts hatte viele Anhänger, ist aber gescheitert. Bemerkenswert, wie wenig wir daraus gelernt haben.
© Bild: 2010 AFP
Kommentar Die Liberalisierung des US-Finanzmarkts Ende des vergangenen Jahrhunderts hatte viele Anhänger, ist aber gescheitert. Bemerkenswert, wie wenig wir daraus gelernt haben. von J. Bradford DeLong 
J. Bradford DeLong war US-Finanzstaatssekretär und lehrt Wirtschaftswissenschaften in Berkeley
J. Bradford DeLong   J. Bradford DeLong
Damals, im Amerika der späten 90er-Jahre, gab es zwei Denkrichtungen, die sich für stärkere finanzielle Deregulierung einsetzten. Sie wollten die rechtliche Trennung von Investmentbanking und Geschäftsbanken aufheben, die Kapitalanforderungen an die Banken reduzieren und standen für eine aggressivere Zusammenstellung und Verwendung von Derivaten. Wenn Deregulierung heute so unbeliebt ist, warum war sie es damals nicht?
Das Top-Kreditrating der USA ist ...

 

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Die erste Denkrichtung war überwiegend die der Republikanischen Partei. Ihr zufolge war finanzielle Regulierung schlecht, weil jede Regulierung schlecht war. Die zweite, die hauptsächlich von der Demokratischen Partei vertreten wurde, war etwas komplizierter und Folge von vier Beobachtungen:
Zumindest in Bezug auf den industriellen Kern der Weltwirtschaft war es über 60 Jahre her, dass finanzielle Zerrüttung mehr als einen minimalen Einfluss auf die Produktions- und Beschäftigungsraten hatte. Die Notenbanken hatten zwar Schwierigkeiten, mit Inflationsschocks umzugehen, aber es war Generationen her, dass es einen Deflationsschock gab, mit dem sie nicht fertig wurden.
Zweitens waren die Profite der globalen Investmentbanken, darunter Goldman Sachs, Morgan Stanley und JP Morgan Chase, viel höher, als es in einem dem Wettbewerb ausgesetzten Markt angemessen gewesen wäre. Die Banken hatten tiefe Taschen und fanden sich im Dickicht der Regulierungen gut zurecht.
Die Marktrendite stieg zudem langfristig. Somit konnten die Banken mit ihren tiefen Taschen und viel Geduld in Immobilien, Aktien, Derivate und andere Risiken investieren und Überrenditen erzielen. Das erschien als Indiz dafür, dass die Finanzmärkte nicht in der Lage waren, die Kapazität der Gesellschaft zur Risikoübernahme zu mobilisieren.

Teil 2: Zeit für institutionelle Experimente

  • FTD.de, 06.07.2011
    © 2011 Financial Times Deutschland,
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Kommentare
  • 17.07.2011 04:05:35 Uhr   hedda: Der liebe Soros wars!!!!

    Der Soros war und ist ein Held unter den Finanzhaien. Wieso? Er hat das europäische Finanzsystem zum Einsturz gebracht, in dem mit enormen Mengen an geliehenem Geld gegen einzelne Währungen spekuliert hat. Und so das System der einigermaßen flexiblen aber denoch relativ stabilen Wechselkurse zum Einsturz gebracht hat, danach war nicht mehr gleich. Dann kam 1996, und die USA waren Pleite! Und zwar komplett! Erst danach kam es zu der massiven Deregulierung des Finanzmarktes und der ersten Internetblase, und der ersten Welle der Verlagerungen nach China! Erst danach. Was wir brauchen ist eine andere Wirtschaftsordnung, in der nur noch das gehandelt wird, was auch gehandelt werden muss. Nämlich Rohstoffe! Alles andere NEIN! Konsumgüter handeln? Ja aber nur innerhalb eines Wirtschaftsraumes! Das heißt Russland, China + Korea + Japan, Sübostasien und Australien, Indien, der muslimische Raum + Isreal, Sübamerika, Nord- und Mittelaemrika und Afrika südlich der Sahara! Das würde sehr viel mehr Gerechtigkeit und vor allem weniger Spekulationen bringen!

  • 11.07.2011 13:00:59 Uhr   fat_bob_ger: Finanzsystem
  • 11.07.2011 02:32:02 Uhr   A. Debus: Idiotisches Finanzsystem
  • 07.07.2011 12:03:18 Uhr   citizen kane: @khaproperty:
  • 07.07.2011 02:13:34 Uhr   Andek: Augenwischerei
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