Sie sind die heimlichen Chefs, die wichtigsten Knotenpunkte, an denen viele Informationsbahnen zusammenlaufen. "Autonom, selbstbewusst und konstruktiv" sind Meinungsführer meist, sagt Berner. Wer sie geschickt fragt, bekommt verlässliche Ratschläge, Tipps und Einschätzungen. Diese Kollegen müssten Sie also längst kennen - oder schleunigst kennenlernen. Aber wer neu ist, muss sie erst einmal finden: Es kann die Chefsekretärin sein, der Betriebsrat oder auch der ältere Kollege, der eigentlich weit unten in der Rangordnung steht. Er oder sie zeichnet sich nicht nur dadurch aus, dass er oder sie immer das Neueste weiß, sagt Berner, sondern auch: durch Leistung und Integrität. Daraus entsteht Anerkennung.
Oft arbeiten Meinungsführer in einer unteren oder mittleren Hierarchieebene, sind schon länger im Unternehmen, Leistungsträger, streben aber keine große Karriere an. Sie können es sich also leisten, zu widersprechen. "Sekretärinnen sind oft weitaus einflussreicher, als Außenstehende vermuten", sagt Berner. Sie lesen die Post des Chefs, wissen, mit wem er spricht, führen vielleicht sogar Protokoll, und ein Stück Autorität färbt auf sie ab. Berner machte einmal eine Sekretärin zur Projektleiterin. Er hatte sie als eine der Meinungsführerinnen in dem Unternehmen identifiziert, das er gerade beriet.
Von der Grundstimmung her stehen Meinungsführer eher in Opposition zu den Mächtigen. Aber es kann dem Chef gelingen, sie für sich und seine Ideen zu gewinnen, wenn er sich nicht plump einschleimt: Das merkt ein Meinungsführer sofort. Speist er diese Info ins Netz, kann das für den Chef schlecht ausgehen.