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Merken   Drucken   05.12.2010, 19:55 Schriftgröße: AAA

Kopf des Tages: Catherine Ashton - Blasse Baronin

Die EU-Chefdiplomatin Catherine Ashton hat bisher wenig Erfolg. Bei den Atomverhandlungen mit Iran muss sie zeigen, dass sie mehr ist als eine Quotenfrau. von Claus Hecking  Brüssel
Das Schreiben aus Teheran kam wie bestellt für Catherine Ashton . Pünktlich zum Jahrestag ihres Amtsantritts als EU-Chefdiplomatin nahm das iranische Regime ihr Angebot zu neuen Verhandlungen über das Atomprogramm an. Gerade noch rechtzeitig, um Ashtons magere Startbilanz ein wenig aufzuhübschen.
EU-Chefdiplomatin Catherine Ashton muss sich beweisen   EU-Chefdiplomatin Catherine Ashton muss sich beweisen
Am Montag empfängt die Britin in Genf den iranischen Unterhändler Said Dschalili zum ersten Gespräch zwischen dem Westen und dem Regime seit 2009. Zählbares dürfte dabei kaum herauskommen; die Iraner haben bereits geschworen, in der Atomfrage kein Jota nachzugeben. Und doch bejubeln Ashtons Leute das Treffen als großen diplomatischen Sieg ihrer Chefin. Denn die 54-Jährige braucht jeden Erfolg, um ihr Image als Fehlbesetzung loszuwerden.
Seit dem Tag ihrer Wahl steht Catherine Margaret Ashton, Baroness Ashton of Upholland, unter Beschuss. Damals, am 19. November 2009, erkoren Europas Regierungschefs die außenpolitisch völlig unbeleckte Britin zur ersten "Hohen Vertreterin der EU für Außen- und Sicherheitspolitik". Sie hatten Großes vor: Die Mittfünfzigerin sollte das neue Gesicht des vereinten Europa werden. Die berühmte einzige EU-Telefonnummer für alle weltpolitischen Fragen bekommen, die einst Henry Kissinger einforderte.
Bislang aber macht Ashton vor allem mit Unmengen schablonenartiger Presseerklärungen auf sich aufmerksam, die sie nach Naturkatastrophen oder politischen Zwischenfällen absondert. Nach dem ersten Sich-besorgt-Geben und Verurteilen kommt selten etwas nach. Ashtons verschwende viele schöne Worte und zeige wenig konkrete Taten, kritisiert Franziska Brantner, Außenexpertin der Grünen. "Ihr fehlt der roten Faden." "Wir haben einen Fehler gemacht. Man hätte für diesen Job einen erfahrenen Außenpolitiker nehmen müssen", sagt ein EU-Minister. "Aber alle sind damals nur nach Quote gegangen: Sozialist, Brite, Frau." Dabei kannte kaum einer der Regierungschefs Ashton. Diese war damals gerade ein Jahr lang EU-Handelskommissarin, davor hatte sie unter anderem als Staatssekretärin im Londoner Bildungsministerium und Leiterin der örtlichen Gesundheitsbehörde in Hertfordshire gearbeitet. Und bis auf ein paar Brocken Französisch hatte sie keinerlei Fremdsprachenkenntnisse.
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Zudem fehlte ihr jeglicher Rückhalt in Brüssel. "Wer eine funktionierende Behörde unter sich hat, kann in zwei Monaten Außenminister lernen", sagt der CDU-Außenexperte Elmar Brok. Ashton hingegen hatte keinen Apparat, sie musste erst den Europäischen Auswärtigen Dienst mit Tausenden Mitarbeitern im Alleingang aufbauen - parallel zum Tagesgeschäft. Zudem ist sie noch Mutter zweier Kinder. Kein Wunder, dass sie bei wichtigen Themen wie der Gazakrise blass blieb.
Seit der Sommerpause geht es leicht aufwärts. Im September hat Ashton ihren ersten großen Erfolg errungen: Serbiens Präsidenten Boris Tadic überzeugt, Verhandlungen mit dem Kosovo zu starten. Und seit ein paar Tagen ist auch der Europäische Auswärtige Dienst in Betrieb. Damit hat Ashton nun ihre Behörde - aber auch keine Ausrede mehr.
  • Aus der FTD vom 06.12.2010
    © 2010 Financial Times Deutschland,
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