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Merken   Drucken   01.09.2011, 09:17 Schriftgröße: AAA

Enthüllungsplattform: Wikileaks verliert Kontrolle über geheime Daten

Die von der Webseite veröffentlichten Depeschen aus US-Botschaften sollen ungefiltert ins Netz gelangt sein - mit den Namen von Informanten. Die Plattform macht einen britischen Journalisten und den Wikileaks-Kritiker Domscheit-Berg für das Leck verantwortlich.
© Bild: 2011 youtube
Die von der Webseite veröffentlichten Depeschen aus US-Botschaften sollen ungefiltert ins Netz gelangt sein - mit den Namen von Informanten. Die Plattform macht einen britischen Journalisten und den Wikileaks-Kritiker Domscheit-Berg für das Leck verantwortlich.
Die im Archiv der Enthüllungsplattform gespeicherten US-Diplomaten-Depeschen sind nicht mehr sicher. Das teilten die Betreiber in einer im Internet veröffentlichten Stellungnahme mit. Die Autoren machen den Reporter David Leigh von der britischen Zeitung "Guardian" dafür verantwortlich. Leigh habe in einem Buch "rücksichtslos und ohne unsere Zustimmung einzuholen" ein Passwort zur Entschlüsselung Hunderttausender unveröffentlichter und zum Teil noch unredigierter Botschafts- Telegramme veröffentlicht.
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Der "Guardian" und Leigh wiesen die Vorwürfe zurück. Die von ihm veröffentlichten Informationen seien veraltet und harmlos gewesen. "Es ist Unsinn zu behaupten, dass das Wikileaks-Buch des "Guardian" in irgendeiner Weise die Sicherheit gefährdet hat", erklärte die britische Zeitung. In dem Buch sei zwar ein Passwort genannt worden, "uns wurde aber gesagt, dass es ein zeitlich begrenztes Passwort sei, das verfallen und binnen Stunden gelöscht werde."
Der Nachrichtenagentur AP sagte Leigh, Wikileaks-Gründer Julian Assange habe ihm im Juli 2010 ein Passwort gegeben, um auf einem Server Zugang zu den Depeschen-Dateien zu erhalten. Assange habe ihm versichert, dass die Seite innerhalb von Stunden wieder tot wäre. "Was wir später in unserem Buch veröffentlicht haben war veraltet und harmlos", sagte Leigh. "Wir haben die Adresse, wo die Dateien lagen, nicht verraten und auf jeden Fall hat Assange uns gesagt, dass sie nicht länger existieren würde."
Der Vorgang ist deshalb so heikel, weil in den von Wikileaks veröffentlichten US-Botschaftsdepeschen die Namen von Informanten unkenntlich gemacht wurden. In den Originaldokumenten sind die Namen nicht geschwärzt. Das könnte die betreffenden Personen in Gefahr bringen. In der Vergangenheit haben US-Behörden davor gewarnt, dass die Enthüllung des gesamten unredigierten Archivs möglicherweise ernsthafte Konsequenzen für Informanten, Aktivisten und andere in den Depeschen erwähnte Personen haben könnte.
Die Enthüllungsplattform prüft juristische Schritte "gegen den 'Guardian'" und eine Person in Deutschland, die das Passwort zum persönlichen Nutzen weiterverteilt hat". Dabei könnte es sich den Wikileaks-Aussteiger Daniel Domscheit-Berg handeln, der den Gründer der Enthüllungsplattform, Julian Assange, scharf kritisiert und ein Buch über Wikileaks geschrieben hatte. Assange warf Domscheit-Berg über einen Anwalt den Bruch von Absprachen und Selbstverpflichtungen sowie "ein gesteigertes Maß an Niedertracht" vor. Er habe Journalisten Hinweise zur Öffnung der verschlüsselten Dateien gegeben, hieß es in einem Schreiben des Anwalts.
Assange hatte Domscheit-Berg bereits im Februar vorgeworfen, "Materialien und Datenbestände" von Wikileaks entwendet zu haben. Damals hatte Domscheit-Berg in seinem Buch "Inside Wikileaks" massive Vorwürfe gegen die Enthüllungsplattform erhoben und Assange als unberechenbaren Egomanen charakterisiert.
  • FTD.de, 01.09.2011
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