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Merken   Drucken   18.08.2011, 16:54 Schriftgröße: AAA

Mögliche Refinanzierungsengpässe: Amerika hat Angst vor Europas Banken

Die Fed fürchtet sich vor einem Überschwappen der Euro-Krise auf den US-Bankensektor. Ein Auslöser ist, dass sich ein europäisches Institut  500 Mio. Dollar bei der EZB geliehen hat. Josef Ackermann spricht wiederum von einer "Flucht in die Qualität" - zur Freude der Deutschen Bank.
© Bild: 2011 AFP/KAREN BLEIER
Die Fed fürchtet sich vor einem Überschwappen der Euro-Krise auf den US-Bankensektor. Ein Auslöser ist, dass sich ein europäisches Institut 500 Mio. Dollar bei der EZB geliehen hat. Josef Ackermann spricht wiederum von einer "Flucht in die Qualität" - zur Freude der Deutschen Bank. von Frank Bremser 
Die Fed hat Angst, dass die Schuldenkrise in Europa den US-Bankenmarkt in Gefahr bringt - und zwar über die in den Vereinigten Staaten tätigen europäischen Institute. Nach einem Bericht des "Wall Street Journal" (WSJ) forderte die US-Notenbank von mehreren Töchtern europäischer Banken Informationen an, ob sie ausreichende Mittel für das US-Geschäft besitzen und wie sie sich das Geld beschaffen. Das Vorgehen der Fed ließ den Aktienkurs von Banken in Europa und den USA abstürzen.
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Hintergrund ist ein Kredit der Europäischen Zentralbank (EZB) über 500 Mio. Dollar an eine Bank, deren Namen geheim gehalten wird. Das Darlehen löste Spekulationen aus, dass US-Investoren europäischen Geldinstituten nicht mehr trauen, weil sie massive Verluste als Folge der Euro-Staatsschuldenkrise befürchten. Dass die EZB Dollarkredite ausreicht, ist selten. Laut WSJ treibt die Fed die Sorge um, dass von Dollarknappheit betroffene Institute die benötigten Ressourcen von ihren US-Ablegern abziehen könnten.
Die US-Notenbank fordert schon länger, dass in Amerika tätige Töchter europäischer Banken selbstragende Einheiten werden und nicht mehr am Finanzierungstropf der Mutter hängen sollen. Laut dem Wall Street Journal schwankte die Kapitalversorgung der Institute in jüngster Zeit heftig.
Die Deutsche Bank  Bank sah sich bemüht, Spekulationen über Refinanzierungsengpässe zurückzuweisen. Angaben ihres Vorstandschefs -Chef Josef Ackermann  zufolge profitiert der deutsche Branchenprimus von einer "Flucht in die Qualität". "Was die Liquidität betrifft, da hatten wir noch nie irgendwelche Refinanzierungsprobleme", sagte der Schweizer dem Fernsehsender CNBC. "Unsere Position ist ziemlich stark - und wird auch stark bleiben."
Jüngste Daten haben gezeigt, dass zuletzt erstmals seit zehn Jahren die US-Töchter der großen europäischen Banken Netto-Kreditnehmer in Dollar ihrer Mutterkonzerne waren, was auf eine angespannte Finanzsituation hinweist. Die Schulden ausländischer Banken bei der Fed haben sich innerhalb des zurückliegenden Jahres fast verdoppelt. Finanzinstitute besorgen sich ihr Geld entweder über ihre Einlagen, über den Interbankenmarkt, Anleihen, den Umtausch von Devisen oder über Kredite bei den Notenbanken. Diese Finanzierungswege können sich jedoch in Krisenzeiten schnell verschließen. Vor allem in den USA flutet die Fed den Bankensektor, um Liquiditätslücken zu verhindern über ihr Anleihenkaufprogramm (Quantitative Easing) mit Geld.
Die Angst der Fed ist, dass die Banken, die nicht über ein Filialnetz und damit über Kundeneinlagen verfügen, Probleme bei der Beschaffung frischen Geldes bekommen und auch Dollar aus den USA abziehen könnten. Viele europäische Banken haben Staatsanleihen aus den Schuldenstaaten im Portfolio und sehen sich großen Abschreibungen und anderer Schwierigkeiten gegenüber. Die Furcht der US-Notenbank ist nun, dass diese Belastungen in die neue Welt herüberschwappen könnten. Die Prüfungen übernimmt die New Yorker Fed, die für die Kontrolle der europäischen Banken formell zuständig ist.
Der europäische Branchenindex Stoxx 600 Europe Banking verlor sieben Prozent. Die Aktien von Société Générale und Barclays verloren jeweils rund zehn Prozent. In den USA gaben vor allem Bank of America und Citi ab. Sie rissen die Leitindizes in die Tiefe. Der DAX notierte rund 6,5 Prozent im Minus, der Dow Jones verlor vier Prozent und sackte unter 11.000 Punkte. Die Rendite amerikanischer Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit fiel erstmals auf zwei Prozent, da Anleger die vermeintliche Sicherheit dieser Papiere suchten. Bei Anleihen bedeuten fallende Renditen steigende Kurse, also verstärkte Nachfrage.

Teil 2: Interbankenmarkt trocknet aus

  • FTD.de, 18.08.2011
    © 2011 Financial Times Deutschland,
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