Uta von Boyen, Führungsexpertin
"Auf die Frage nach der richtigen Führung gibt es keine Standardantwort. Vielmehr müssen Bereitschaft, Fähig- und Fertigkeiten der jeweiligen Person sowie verstärkt die Marktsituation, Branche, Unternehmensbesonderheiten, gesellschaftliche Gegebenheiten einfließen. Für die Manager und jedes einzelne Unternehmen muss die Antwort deshalb sehr individuell ausfallen", sagt Uta von Boyen, Management-Trainerin und Führungsexpertin. Sie rückt damit ab von Trends in der Manager-Weiterbildung, die zuletzt Führungsseminare mit Pferden, im Boxring oder in Hochseilgärten als das Non-Plus-Ultra priesen.
Basis im Unternehmen klären
Ihre Erfahrung zeigt, dass selbst in Unternehmen, die ihre Führungskräfte regelmäßig zur Weiterbildung schicken, die Frustration über wenig gelungene Führung nicht ausgemerzt ist. "Häufig sind Manager nach einem Workshop nicht viel schlauer als vorher, weil dort meist an Persönlichkeitsthemen gearbeitet wird. Führung ist aber nicht nur an die Person des Entscheidungsverantwortlichen gebunden, sondern auch eine Sache der Organisation. Das Unternehmen muss grundsätzlich klären: Wie sehen wir das Thema Führung? Welche Vorstellung haben wir von guter Führung im eigenen Haus? Welche Anforderungen stellt dieses Verständnis an die einzelnen Hierarchieebenen?", sagt die Geschäftsführerin der Beratung von Boyen-Consulting.
Die bisherige Konzentration auf rein persönlichkeitsthematische Seminare rührt offenbar daher, dass in den zurückliegenden Jahren der Fokus der Manager-Weiterbildung auf den Aspekten Kommunikation und Persönlichkeit lag. Dass diese gut und wichtig sind, will von Boyen nicht bestreiten. Sie bemängelt allerdings, dass die Führungskräfteentwicklung häufig darauf reduziert wurde. Auch wenn ohne Anwendungsbezug geschult werde, sei das Ergebnis nur schmalspurig, kritisiert die Fachfrau, die seit über zehn Jahren Manager coacht und Unternehmen in Veränderungsprozessen begleitet.