Glosse
Vor einigen Tagen kam eine Kollegin mit einer Liste rein und fragte, ob mein Schreibtischstuhl in Ordnung sei. Es gebe viele alte, unbequeme Stühle in der Redaktion, und die würden nun ausgetauscht.
von Horst von Buttlar
Ich rutschte hin und her, wippte, lehnte mich zurück und sagte: "Nein, der ist völlig okay."
Seitdem habe ich Rückenschmerzen.
Würde mein Bürostuhl entführt werden, ich könnte ihn nicht beschreiben
Es war ganz erstaunlich, schon wenige Stunden später spürte ich das erste Ziehen. Ich stand auf und nahm meinen Stuhl in Augenschein. Mir fiel auf, dass ich ihn im Zweifel gar nicht beschreiben könnte, wenn ich ihn als vermisst melden müsste oder wenn er entführt würde. Ich schaute ihn an wie einen Fremden, obwohl wir uns doch fast jeden Tag viele Stunden so nahe sind; ich schaute wie ein Ehemann, der das erste Mal seit Jahren seine Ehefrau interessiert in Augenschein nimmt.
Ein wirklich hässlicher Stuhl, dachte ich. Und so unbequem. Ja, furchtbar unbequem. Ich sitze wirklich sehr ungern drauf. Ich hasse ihn.
Ich weiß natürlich, dass ich mir das einbilde. Hätte die Kollegin gefragt: "Stinkt es in deinem Zimmer immer noch nach Hamsterkot?" - dann würde es jetzt stinken. Hätte sie gesagt: "Wir wollten nur nachfragen, ob es in deinem Zimmer immer noch kurz vor Andruck spukt" - dann würde ich jetzt Gespenster sehen. Das ist wie mit der Milch, die abgelaufen ist. "Kannst du mal probieren, ob die noch gut ist?", lautet die Frage meist. Und man trinkt mit verzogener Miene und sagt: "Ich glaube schon. Aber irgendwie schmeckt die komisch."
Ich muss dringend etwas unternehmen. Der alte Stuhl geht gar nicht. Ich weiß auch schon, wie: Ich werde zu jemandem gehen, der so klug war, einen neuen zu beantragen, und fragen: "Sag mal, findest du auch, dass die neuen Stühle so unbequem sind?"
Als einzige Tochter eines Regierungschefs hat man es nicht leicht. Schon gar nicht, wenn man sich gegen viele Brüder durchsetzen muss. Töchter, die das aushalten, kann nichts schrecken. Auf sie wartet Größeres im Leben.
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