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Merken   Drucken   05.08.2011, 12:00 Schriftgröße: AAA

MBA-Programm: Vom Elfenbeinturm in die Praxis

Viele Business-Schulen arbeiten mit Fallstudien, um ihre Absolventen an bevorstehende Aufgaben heranzuführen. Der Reifenhersteller Michelin gibt Studenten in Grenoble die Chance, reale Fälle zu bearbeiten - und selbst strategisch dazu zu lernen. von Ross Tieman
Michelin hat sich vor Kurzem von einer Gruppe Mittzwanziger beraten lassen, wie sich das Geschäft in China am besten aufbauen lässt. Auch wenn nicht gesagt ist, dass der französische Reifenhersteller die Ratschläge der BWL-Studenten von der Grenoble Graduate School of Business (GGSB) auch tatsächlich umsetzt, so schätzt das Unternehmen doch die Impulse von außen als Test für die eigene Strategie.
"Vergangenes Jahr, als sich die GGSB-Studenten anschauten, wie wir unser Geschäft in Indien ausbauen könnten, machten sie Vorschläge, die das bestätigten, was wir bereits geplant hatten", sagt Michelins Personalchef Marc Pasquet.
Michelin kooperiert mit der GGSB   Michelin kooperiert mit der GGSB
Michelin sucht aber nicht nur Bestätigung, sondern ist durchaus auch an neuen Ideen interessiert: "Dieses Jahr haben wir versucht, detailliertere und komplexere Fragen zu stellen", sagt Pasquet.
Lernen - risikoarm und wertvoll
Bei solchen realen Fallstudien sind die Studierenden gezwungen, mögliche Lösungen zu analysieren und sämtliche Hürden zu überwinden, die sich einem in der Praxis in den Weg stellen können. Marie-France Derderian, die an der GGSB zwei solche Programme verantwortet, hält die Praxisausflüge für eine innovative und wertvolle Art zu lernen.
"Die Vorteile für die Studierenden sind enorm", sagt sie. "Reale Fälle ermöglichen praktisches Lernen, und trotzdem besteht, genau wie bei klassischen Fallstudien, kein Risiko. Aber es herrschen eben reale Bedingungen. Das Projekt kann sich ändern, und die Studierenden müssen sich an die Änderungen anpassen."
Antworten sind noch offen
Der Unterschied zu klassischen fiktiven Fallstudien ist enorm. Bei theoretischen Fallbeispielen steht das Ergebnis oft schon vorher fest. Das kann die Antworten der Studierenden beeinflussen. Außerdem dauert die Bearbeitung klassischer Fälle in der Regel ein paar Stunden, höchstens ein paar Tage. Reale Fälle sind unter Umständen mit fehlerhaften oder unvollständigen Daten verbunden. Die Parameter ändern sich ständig, die Antworten stehen nicht fest - und die Lösungssuche kann Monate dauern.
Judith Bouvard, Dean der Grenoble Graduate School of Business   Judith Bouvard, Dean der Grenoble Graduate School of Business
"Die Studierenden müssen das theoretisch Gelernte anwenden, die Situation analysieren, Lösungen vorschlagen und Probleme ausräumen", sagt GGSB-Dekanin Judith Bouvard. Der Unterschied zu sei nur, dass sie bei realen Fällen sofort Feedback bekommen, ob die Lösungsvorschläge überhaupt machbar sind.
Management in der Praxis erleben
Die Studierenden arbeiten gern an realen Fällen. Joanna Jumilly, die in einem fünfköpfigen Team an dem Michelin-Fall arbeitete, sagt: "Es ist total dynamisch. Wir mussten immer wieder etwas anderes herausfinden." Trotz einer sorgfältigen Vorbereitung durch Professoren und Manager der teilnehmenden Unternehmen wirken die Fälle relativ unstrukturiert, sagt die Studentin. "Da sieht man mal, wie Management in der Praxis wirklich funktioniert."
Die reale Fallstudie bei Michelin China begann im Oktober und dauerte sieben Monate. Neben einem Coach der Business School überwachte auch José Tarantini, der bei Michelin in der Vertriebsentwicklung arbeitet, das Studententeam. Der Manager veranstaltete monatliche Besprechungen zum Projektfortschritt und lieferte Informationen.
Am Ende des Programms legten die Studierenden ihre Vorschläge dem Michelin-Management vor. Die realen Fallstudien haben eine dreitägige integrierte Fallstudie der Harvard Business School ersetzt, die früher am Ende aller Master-Programme der GGSB stand. Der Zeitaufwand für die Studierenden hat enorm zugenommen.

Teil 2: Was die Unternehmen davon haben, die Studenten einzubinden.

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