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Merken   Drucken   07.09.2011, 06:00 Schriftgröße: AAA

Gelungene Wende: Comeback der Legende Leica

Jahrelang kämpfte der Fotopionier Leica mit der Pleite - und den eigenen Versäumnissen. Nun ist die Legende wieder da. Was dafür nötig war? Viel Geld und viel Mut. von Jarka Kubsova
Wer zu Leica nach Solms kommt, sollte sehr reich sein. Oder sehr willensstark. Im Foyer der Firmenzentrale liegen sie vor einem wie Juwelen auf rotem Samt: die Kameras, die Objektive. Begeisterte Mitarbeiter beseelen sie mit Mythen und Legenden: "Das berühmte Bild von Che Guevara? War 'ne Leica!" "Robert Capa, die Kriegsreporterlegende? Ein großer Leica-Fan!" Dieses siegessichere Strahlen in den Augen, weil sie wissen, dass man gleich betteln wird, eines dieser kantigen schwarzen Dinger bitte, bitte einmal anfassen zu dürfen. Und natürlich darf man, aber das macht die Sache nicht leichter. Dieses Leder, diese Handlichkeit, was für ein schönes Klicken ... Ach!
Kameras von Leica haben eine treue Fangemeinde   Kameras von Leica haben eine treue Fangemeinde
Ja, die Leute bei Leica wissen wieder, wie es geht. Leica erlebbar machen, haben sie sich vorgenommen. Hier, in der hessischen Provinz, klappt das schon sehr gut. Aber das ist erst der Anfang. Dutzende Stores nach Solmser Vorbild entstehen gerade weltweit. Bald sollen es Hunderte sein. Von da aus soll der Mythos der Marke, der Zauber der Geschichte die Menschen wieder packen. Wie weggewischt scheinen die Erinnerungen an 2005. An das Jahr, als Leica dermaßen am Boden war, dass alles hätte enden können. Stattdessen meldet sich die Firma nun zurück und verdient zum ersten Mal seit 15 Jahren wieder richtig Geld.
Ein Plan und eine Reihe harter Jahre
Was für eine Wendung. Was es dafür brauchte? Einen Milliardär mit einem wahnwitzigen Plan. Und eine ganze Reihe harter Lehrjahre.
Das weiss keiner so gut wie Stefan Daniel. Vorstände haben sich bei Leica in den vergangenen Jahren die Klinke in die Hand gegeben. Daniel aber ist seit 27 Jahren dabei, seit mehr als zehn Jahren leitet er das Produktmanagement. Jahre voller Bangen und Hoffen, voller Kämpfe und Kompromisse. Kenner sagen, er wäre der heimliche Treiber vieler Entwicklungen, die Leica das Leben gerettet haben.
Ein repräsentatives Büro hat er nicht: Er sitzt wie alle anderen in einem kargen, schlecht beleuchteten Raum. Das noble Tamtam im Foyer ist ausschließlich für die Kunden gedacht. Im restlichen grauen Kastenbau zeigt sich der Hersteller der mitunter teuersten Kameras und Objektive der Welt, wie er wirklich ist: sehr arm. So würde Daniel das natürlich nicht formulieren, er spricht lieber von schlechter finanzieller Ausstattung. Und die sei der wahre Grund für den ganzen Schlamassel, den sie immer noch versuchen in Ordnung zu bringen. "Die Story, wie sie da draußen immer kolportiert wird, ist nicht richtig", sagt er.
Digitalisierung verpasst
Die Story geht etwa so: Leica, die Ikone der Kleinbildfotografie, hat den Anschluss an die digitale Welt verpasst, die Zukunft verschlafen, vertan, vertrödelt.
"Die Wahrheit ist", sagt Daniel, "wir hätten nichts tun können, selbst wenn wir noch so sehr gewollt hätten." Denn Leica hatte schlicht zu wenig Geld, um neue Entwicklungen voranzutreiben, über Jahre dümpelten die Erträge mal knapp unter, mal knapp über der Nulllinie.
Das hängt damit zusammen, dass Leicas Produkte nicht etwa schlecht, sondern sehr gut waren. In der DNA von Leica ist es angelegt, Kameras für die Ewigkeit zu bauen. Robuste Handarbeit, Beständigkeit, Zuverlässigkeit, und alles das aus Deutschland. Der französische Fotograf Jeanloup Sieff beschrieb das Ergebnis einmal so: "Die Leica hat die unzerstörbare Robustheit eines Jeeps und den zeitlosen Chic eines Aston Martin." Unkaputtbare Geräte - das freut die Kunden, aber nicht unbedingt die eigene Kasse. Und wer von Anfang an beste Qualität abliefert, läuft schnell Gefahr, träge zu werden.

Teil 2: Wie Leica auf den Kompakttrend und digitale Geräte reagiert.

  • FTD.de, 07.09.2011
    © 2011 Financial Times Deutschland,
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