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Merken   Drucken   09.09.2011, 14:22 Schriftgröße: AAA

Streit um Antrittsprämie: Wende im Fall Claassen gegen Solar Millennium

Unversöhnlich, so schien es, standen sich der Ex-EnBW-Chef und das Solarunternehmen gegenüber. Für die Wende sorgte dann der Aufsichtsratschef von Solar Millennium. Er ebnete den Weg für eine Einigung. von Jarka Kubsova, Nürnberg
Nein, vor der Verhandlung deutet nichts, rein gar nichts, auf die spektakuläre Wendung hin, die nur etwa zwanzig Minuten später folgt. Um kurz nach 9 Uhr in Saal 296 des Oberlandesgerichts Nürnberg-Fürth ist alles, wie es seit Monaten ist: Utz Claassen und Solar Millennium  stehen sich feindlich gegenüber. Auf der Fensterseite hat sich der ehemalige EnBW-Chef Claassen samt fünf Verteidigern aufgebaut, auf der gegenüberliegenden Seite stehen geschlossen die Rechtsanwälte des Solarunternehmens, dessen Vorstandsvorsitzender Claassen einst gewesen ist - für genau 74 Tage.
Claassen zeigt sich verhandlungsbereit   Claassen zeigt sich verhandlungsbereit
9,2 Mio. Euro hat Claassen zu seinem Antritt im Jahr 2010 kassiert - und die will er trotz seines vorzeitigen Ausscheidens behalten. Deswegen ist er heute hier, er will die Rechtswirksamkeit seiner Kündigung feststellen lassen. Die Solar-Millennium-Führung hat hingegen eine sogenannte Widerklage eingereicht, mit der sie zugleich eine Vorauszahlung von 93.500 Euro von Claassen zurückfordert.
Monate lang haben sich beide Parteien bereits zu einigen versucht - vergeblich. Immer schärfer wurde der Ton, immer umfangreicher die Klageschriften. Richter Werner Meyer weist auf den Behälter mit den Akten hinter ihm. "6000 Seiten plus x" sind es mittlerweile, sagt er. Heute erwarten alle den Showdown, die Eskalation. Einzig Richter Meyer appelliert eindringlich an beide Seiten, doch noch einen Versuch einer gütlichen Einigung zu wagen.
Als Utz Claassen sprechen darf, klingt dieser Versuch zunächst aussichtslos. Claassen setzt zu einer Rede an, die lange dauert und wohl formuliert ist. Seine Sätze beginnen oft mit den Worten: "Mit diesem Aufsichtsrat" und endet ebenso oft mit den Worten "wird es mit mir keine Einigung geben."
Er trägt die Kränkungen vor, die er durch Solar Millennium erlitten habe. Und er nennt Gründe für seinen abrupten Abschied, spricht von Fehlinformationen vor seiner Einstellung. "Der vorgelegte Businessplan war zu keiner Zeit gültige Konzernplanung", sagt er. Zudem sei das Unternehmen zum Zeitpunkt seiner Anheuerung "existenziell bedroht" gewesen. Nein, eine Einigung werde es nicht geben - es sei denn, der Aufsichtsrat entschuldige sich öffentlich bei ihm.
Tatsächlich steckt Solar Millennium in großen Schwierigkeiten. Gegen den Firmengründer und Aufsichtsrat, Hannes Kuhn, wird derzeit wegen des Verdachts auf Insiderhandel ermittelt. Bei den Ermittlungen steht ein Aktienkauf im Mittelpunkt. Kuhn soll unmittelbar vor der offiziellen Ernennung Claassens Unternehmensaktien erworben haben.
Zudem musste Solar Millennium Mitte August eingestehen, dass es beim Vorzeigeprojekt in der Wüste Kaliforniens von vorne anfangen muss. Das angeschlagene Unternehmen werde aus Kostengründen gewöhnliche Fotovoltaikmodule statt der effizienteren Solarthermie mit Spiegeln verwenden. Die Solar-Millennium-Aktie verlor daraufhin zeitweise rund 60 Prozent.

Teil 2: Aufsichtsratschef sorgt für die Wende

  • FTD.de, 09.09.2011
    © 2011 Financial Times Deutschland,
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