Hintergrund ist ein Kredit der Europäischen Zentralbank (EZB) über 500 Mio. Dollar an eine Bank, deren Namen geheim gehalten wird. Das Darlehen löste Spekulationen aus, dass US-Investoren europäischen Geldinstituten nicht mehr trauen, weil sie massive Verluste als Folge der Euro-Staatsschuldenkrise befürchten. Dass die EZB Dollarkredite ausreicht, ist selten. Laut WSJ treibt die Fed die Sorge um, dass von Dollarknappheit betroffene Institute die benötigten Ressourcen von ihren US-Ablegern abziehen könnten.
Die US-Notenbank fordert schon länger, dass in Amerika tätige Töchter europäischer Banken selbstragende Einheiten werden und nicht mehr am Finanzierungstropf der Mutter hängen sollen. Laut dem Wall Street Journal schwankte die Kapitalversorgung der Institute in jüngster Zeit heftig.
Die
Deutsche Bank Bank sah sich bemüht, Spekulationen über Refinanzierungsengpässe zurückzuweisen. Angaben ihres Vorstandschefs -Chef
Josef Ackermann zufolge profitiert der deutsche Branchenprimus von einer "Flucht in die Qualität". "Was die Liquidität betrifft, da hatten wir noch nie irgendwelche Refinanzierungsprobleme", sagte der Schweizer dem Fernsehsender CNBC. "Unsere Position ist ziemlich stark - und wird auch stark bleiben."
Jüngste Daten haben gezeigt, dass zuletzt erstmals seit zehn Jahren die US-Töchter der großen europäischen Banken Netto-Kreditnehmer in Dollar ihrer Mutterkonzerne waren, was auf eine angespannte Finanzsituation hinweist. Die Schulden ausländischer Banken bei der Fed haben sich innerhalb des zurückliegenden Jahres fast verdoppelt. Finanzinstitute besorgen sich ihr Geld entweder über ihre Einlagen, über den Interbankenmarkt, Anleihen, den Umtausch von Devisen oder über Kredite bei den Notenbanken. Diese Finanzierungswege können sich jedoch in Krisenzeiten schnell verschließen. Vor allem in den USA flutet die Fed den Bankensektor, um Liquiditätslücken zu verhindern über ihr Anleihenkaufprogramm (Quantitative Easing) mit Geld.
Die Angst der Fed ist, dass die Banken, die nicht über ein Filialnetz und damit über Kundeneinlagen verfügen, Probleme bei der Beschaffung frischen Geldes bekommen und auch Dollar aus den USA abziehen könnten. Viele europäische Banken haben Staatsanleihen aus den Schuldenstaaten im Portfolio und sehen sich großen Abschreibungen und anderer Schwierigkeiten gegenüber. Die Furcht der US-Notenbank ist nun, dass diese Belastungen in die neue Welt herüberschwappen könnten. Die Prüfungen übernimmt die New Yorker Fed, die für die Kontrolle der europäischen Banken formell zuständig ist.
Der europäische Branchenindex Stoxx 600 Europe Banking verlor sieben Prozent. Die Aktien von Société Générale und Barclays verloren jeweils rund zehn Prozent. In den USA gaben vor allem Bank of America und Citi ab. Sie rissen die Leitindizes in die Tiefe. Der DAX notierte rund 6,5 Prozent im Minus, der Dow Jones verlor vier Prozent und sackte unter 11.000 Punkte. Die Rendite amerikanischer Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit fiel erstmals auf zwei Prozent, da Anleger die vermeintliche Sicherheit dieser Papiere suchten. Bei Anleihen bedeuten fallende Renditen steigende Kurse, also verstärkte Nachfrage.