August von Kotzebue

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August von Kotzebue

August Friedrich Ferdinand von Kotzebue (* 3. Mai 1761 in Weimar; † 23. März 1819 in Mannheim) war ein deutscher Dramatiker und Schriftsteller, der auch als russischer Generalkonsul tätig war. Seine Ermordung diente als Rechtfertigung der Karlsbader Beschlüsse. Er war der Vater von Otto von Kotzebue und Alexander von Kotzebue und Bruder der Schriftstellerin Karoline Ludecus.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

[Bearbeiten] Früher Werdegang

August Kotzebue kam als Sohn des braunschweigischen Majors Levin Karl Christian Kotzebue und seiner Ehefrau Christina Kotzebue (geb. Krüger) am 3. Mai 1761 im Gelben Schloss in Weimar zur Welt, das der angesehenen Kaufmanns- und Ratsfamilie Kotzebue als Wohnsitz diente. Sein Vater, der als herzoglich-weimarischer Legationsrat und geheimer Referendar in Diensten der Herzogin Anna Amalia stand, verstarb bereits wenige Monate nach seiner Geburt. August Kotzebue verlebte im Gelben Schloss einen Teil seiner Jugend und wohnte später in einem Wohnhaus in der Schlossgasse 6, worüber heute eine dort angebrachte Gedenktafel informiert. Er besuchte das Wilhelm-Ernst-Gymnasium in Weimar, wo er unter anderem von seinem Onkel, dem Schriftsteller, Literaturkritiker, und Lehrer Johann Karl August Musäus unterrichtet wurde. Musäus war durch die Heirat mit Juliane Krüger der Onkel von August Kotzebue. 1776 stand der junge Kotzebue als Schauspieler gemeinsam mit Goethe in dessen in Weimar uraufgeführtem Stück Geschwister in der Rolle des Briefträgers auf der Bühne.[1] 1777 legte er die Reifeprüfung ab und begann im Alter von 16 Jahren das Studium der Rechtswissenschaften auf der Universität Jena, das er in Duisburg fortsetzte und 1780 abschloss. Im Anschluss ließ er sich für kurze Zeit als Rechtsanwalt in Weimar nieder.

Durch Beziehungen von Graf Goertz, dem ehemaligen Prinzenerzieher und Obersthofmeister am Weimarer Hof sowie preußischen Botschafter am russischen Hof, wurde er Sekretär des Generalgouverneurs in Sankt Petersburg. 1783 wurde er zum Assessor am Obersten Gerichtshof in Reval berufen und heiratete die Tochter eines russischen Generalleutnants. Er wurde in den Adelsstand erhoben und 1785 Präsident des Magistrats des Gouvernements Estland.

[Bearbeiten] Erste Werke

In Reval erwarb er sich Anerkennung durch seine Romane Die Leiden der Ortenbergischen Familie (1785) und Die Geschichte meines Vaters (1788) sowie durch die Dramen Adelheid von Wulfingen (1789), Menschenhass und Reue (1790) und Die Indianer in England (1790). Der positive Ruf, der aus diesen Arbeiten erwuchs, wurde jedoch nahezu zerstört durch die drastische zynische Satire Doktor Bahrdt mit der eisernen Stirn, welche 1790 mit dem Namen Knigges auf der Titelseite erschien. Nach dem Tod seiner ersten Frau zog Kotzebue sich vom Dienst in Russland zurück und lebte eine Zeit in Paris und Mainz. 1795 zog er auf ein Anwesen, das er nahe Reval erworben hatte, und widmete sich der literarischen Arbeit.

Innerhalb weniger Jahre veröffentlichte er sechs Bände verschiedener Skizzen und Erzählungen (Die jüngsten Kinder meiner Laune, 1793–1796) und mehr als zwanzig Dramen, von denen viele in mehrere europäische Sprachen übersetzt wurden.

[Bearbeiten] Theater- und Direktorenzeiten

1798 nahm er den Ruf als Direktor am Hoftheater in Wien an, legte das Amt aber infolge von Meinungsverschiedenheiten mit den Schauspielern bald nieder.

Er kehrte in seine Geburtsstadt zurück, aber da zwischen ihm und Johann Wolfgang von Goethe kein gutes Verhältnis bestand und er zudem die romantische Schule angegriffen hatte, wurde seine Position in Weimar unhaltbar.

Im April 1800 beschloss er, für mehrere Monate nach Russland zu reisen, aber auf seiner Reise dorthin wurde er wegen des Verdachts, er sei Jakobiner, an der Grenze verhaftet und nach Sibirien verbannt. Glücklicherweise hatte er eine Komödie geschrieben, die der Eitelkeit des Zaren Paul I. schmeichelte; er wurde infolgedessen bald begnadigt, zurückgeholt und mit einem Gut in Livland entschädigt. Seine Erlebnisse während dieser Zeit hat er in dem autobiographischen Werk Das merkwürdigste Jahr meines Lebens niedergeschrieben.

In Petersburg wurde er Direktor des deutschen Theaters.

Nach der Ermordung des Zaren kehrte er 1801 nach Deutschland zurück. Er vermochte aber nicht in der literarischen Gesellschaft Weimars Fuß zu fassen und ging nach Berlin, wo er in Verbindung mit Garlieb Helwig Merkel (1769–1850) Der Freimutige (1803–1807) herausgab und seinen Almanach dramatischer Spiele (1803–1820) begann.

[Bearbeiten] Russischer Generalkonsul

Nach Napoleons Sieg in der Schlacht bei Jena und Auerstedt 1806 flüchtete er nach Russland, wo er im Schutz seines Gutes in Estland zahlreiche satirische Artikel gegen Napoleon in seinen Journalen Die Biene und Die Grille verfasste.

1816 kam er zur außenpolitischen Abteilung in St. Petersburg und ging 1817 mit einem Gehalt von 15.000 Rubeln als Generalkonsul im russischen Auftrag nach Deutschland.

In seinem Literarischen Wochenblatt, das er in Weimar – dank der dort existierenden Pressefreiheit – veröffentlichen konnte, griff er die deutschen Universitäten und vornehmlich die Burschenschaften und Turnerbünde als Brutstätten der Revolution sowie den politischen Liberalismus an (dessen Ziele Demokratie und Pressefreiheit waren), verspottete den von den Studenten verehrten Turnvater Jahn und verhöhnte die Ideale der deutschen Nationalbewegung. Auf dem Wartburgfest 1817 wurde im Zuge der dort zelebrierten Bücherverbrennung seine „Geschichte des deutschen Reichs“ ins Feuer geworfen, worauf er nach Mannheim umzog.

[Bearbeiten] Arbeit als Verleger

Kotzebue tat sich auch immer wieder als (umstrittener) Verleger von Zeitungen und Zeitschriften hervor. So erschien unter seiner Ägide Der Freymüthige oder Berlinische Zeitung für gebildete, unbefangene Leser (1803f). Hier wandte er sich zusammen mit Garlieb Merkel vor allem gegen die Romantiker und Goethe. 1808/1809 meldete er sich aus seinem Exil in Reval mit der Quartalsschrift Die Biene und 1811/1812 mit der vierteljährlich erscheinenden Die Grille. Der Ton dieser Zeitschriften war durch und durch antinapoleonisch. Sein letztes publizistisches Werk vor seiner Ermordung war das Literarische Wochenblatt (1819). Nach seinem Tod wurde dies von Friedrich Arnold Brockhaus bis 1826 als Literarisches Conversationsblatt und von 1826 bis 1851 (bzw. bis 1898) unter dem Titel Blätter für literarische Unterhaltung fortgeführt.[2]

[Bearbeiten] Ermordung

Kotzebues Tod (Zeitgenössischer kolorierter Kupferstich)
Kotzebues Grabstein auf dem Mannheimer Hauptfriedhof

Der Jenaer Burschenschafter und Theologiestudent Karl Ludwig Sand folgte ihm nach Mannheim und erstach ihn am 23. März 1819 vor den Augen seines vierjährigen Sohnes mit den Worten: „… hier, Du Verräter des Vaterlandes.“ Ermordet wurde Kotzebue in seinem Wohnhaus in A 2, 5, wo heute eine Gedenktafel angebracht ist.[3] Unter anderem mit diesem Mord wurden die im September 1819 vom Bundestag in Frankfurt in Gesetzesrang erhobenen Karlsbader Beschlüsse begründet. Im Mai 1820 wurde Sand wegen des Mordes hingerichtet.

Das Grab von Kotzebue befindet sich auf dem Hauptfriedhof in Mannheim, nur wenige Meter von dem Grab seines Mörders Karl Ludwig Sand entfernt.

[Bearbeiten] Werkgeschichte

Außer seinen Spielen schrieb Kotzebue einige historische Arbeiten, die jedoch einseitig und relativ bedeutungslos blieben. 1999 wurde als reprint (Modul-Verlag Wiesbaden) sein Werk "Vom Adel" von 1792 wieder aufgelegt. Seine autobiografischen Schriften sind:

Die Zahl seiner Lustspiele und Dramen beläuft sich auf über 220; 87 davon inszenierte Goethe mit insgesamt 600 Vorstellungen. Kotzebues Popularität war beispiellos, nicht bloß auf der deutschen, sondern auch auf den Bühnen des europäischen Kulturraums. Neben August Wilhelm Iffland war Kotzebue der produktivste und erfolgreichste Bühnenautor seiner Zeit.[4] Sein Erfolg basierte auf seinem Gespür für populäres Theater in Stoff und Gestaltung. Beispiele dafür sind seine Komödien Der Wildfang, Die beiden Klingsberg und Die deutschen Kleinstädter, die eindrückliche Genreschilderungen deutschen Lebens enthalten. Die literarisch-ästhetische Qualität seines Werks ist eher begrenzt, dennoch griffen auch zahlreiche berühmte Komponisten der Zeit zu seinen Texten: Beethoven komponierte die Musik zu Kotzebues Die Ruinen von Athen op. 113 sowie zu König Stephan op. 117 anlässlich der Eröffnung des neuen Opernhauses in Pest im Jahre 1812, Salieri schrieb die Schauspielmusik zur Wiener Aufführung der Hussiten vor Naumburg (1802/03), und auch der junge Franz Schubert vertonte einige Libretti des Dichters, darunter das Singspiel Der Spiegelritter D 11 (1813) und die „natürliche Zauberoper“ Des Teufels Lustschloss D 84 (1813/14).

Kotzebue gilt als ein Vater der dramatischen Trivialliteratur, womit ihm zugleich ein Anteil an der Schaffung einer bürgerlichen Öffentlichkeit im Deutschland des 19. Jahrhunderts als Verdienst bleibt. Zu Lebzeiten wurden zwei Sammlungen von Kotzebues Dramen veröffentlicht: Schauspiele (5 Bde., 1797); Neue Schauspiele (23 Bde., 1798–1820). Sämtliche dramatische Werke erschienen 1827–29 in 44 Bänden und unter dem Titel Theater 1840–1841 in 40 Bänden. Eine Auswahl seiner Stücke in 10 Bänden erschien in Leipzig 1867–68.

[Bearbeiten] Werke

Kotzebues Werke, die unter der Intendanz Goethes am Weimarer Hoftheater aufgeführt wurden (nach Axel Schröter, Musik zu den Schauspielen August von Kotzebues, s. u.)

[Bearbeiten] Eigene Werke

Lustspiele
Schauspiele

[Bearbeiten] Bearbeitungen

[Bearbeiten] Literatur

[Bearbeiten] Weblinks

 Wikisource: August von Kotzebue – Quellen und Volltexte
 Commons: August von Kotzebue – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Gerhard Schulz, Die deutsche Literatur zwischen Französischer Revolution und Restauration/ Teil 1 Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart / begr. von Helmut de Boor .... Bd. 7, Teil 1, Das Zeitalter der Französischen Revolution : 1789 - 1806, 2., neubearb. Aufl., München, Beck, 2000, S. 472
  2. Jürgen Wilke: Grundzüge der Medien- und Kommunikationsgeschichte. Köln et al.: UTB, 2008, S. 175, ISBN 978-3-8252-3166-8
  3. Wohnhaus von August von Kotzebue. Stadt Mannheim, abgerufen am 19. November 2010.
  4. Gerhard Schulz, Die deutsche Literatur...... a. a. O., S. 467
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