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Merken   Drucken   10.10.2011, 10:00 Schriftgröße: AAA

Unterwegs in München: Einparken mit dem Nissan Micra Acenta 1,2 CVT

Erst bei der Parkplatzsuche lernt man ein Auto richtig kennen. Die FTD stellt jede Woche einen neuen Wagen ab. Diesmal den Nissan Micra Acenta 1,2 CVT. von Mario Koppen
Wie oft habe ich andere Exilmünchner für ihr Heimweh belächelt, für diese Sehnsucht nach Sonne und Zünftigkeit. Und jetzt? Halte ich es selbst kaum noch aus im Norden. Ich muss heim. Raus aus der Tristesse, ans schönere Ende der Republik. Die Tour ab Hamburg kommt gerade recht, um den neuen Nissan Micra auf Motor und Bremsen zu prüfen.
Keck und herausfordernd steht er da. Ahnt er, was ich vorhabe? Gewappnet für die Reise scheint er jedenfalls. Außen robust und kompakt, im Innern geräumig und reduziert: kurze Hebel, übersichtliche Armaturen, knackige Sitzschalen. Mit einem satten Schmatzen fällt die Tür ins Schloss. Bange scheint ihm nicht zu sein.
Einparken mit dem Nissan Micra Acenta 1,2 CVT in München   Einparken mit dem Nissan Micra Acenta 1,2 CVT in München
Der Motor erwacht schnurrend zum Leben, das Navi fragt nach dem Ziel. München, Maximilianstraße, mitten rein ins dekadente Herz.
Routenführung eingeschaltet, und los geht's. Zumindest auf dem Bildschirm: Während ich mich anschnalle, setzt sich der gelbe Pfeil in Bewegung. Als ich um die erste Ecke biege, hat er die Stadt schon hinter sich gelassen. "Weiter auf der A7 Richtung Hannover", kommandiert Frau Navi. Mit einem Auge auf dem Stadtverkehr fummele ich an den Knöpfen herum. Auf der dritten Menüebene liegt die Option "Demo-modus aus". Was zum Henker soll ein Demomodus? Ich verdränge die Frage und stöpsle meinen iPod ans "Infotainmentsystem". Zeit für lebensbejahenden Pop, denn alles sieht nach einer komfortablen Reise aus: Die Automatik bringt die 80 PS geschmeidig auf die Straße, auch jenseits der 120 schwebt der Nissan ruhig dahin.
Irgendwo in Hessen lege ich den ersten Tankstopp ein. Der Blick des Kassierers schweift aus dem Fenster: "Einmal der Focus an Säule acht?" Focus. Pah! Bloß weg hier.
Vier Stunden später empfängt mich endlich ein weiß-blauer Himmel. Ich schlängele mich durch die Münchner Innenstadt. Viktualienmarkt und Isartor ziehen vorbei, Radlfahrer granteln. An der Ampel neben mir hält ein Porsche-Cabrio, ich nicke freundlich dem Fahrer zu. Seine Sonnenbrille kaschiert gelangweilte Verachtung. Die Gelegenheit, das ganze Auto mal in Demomodus zu versetzen - ein Druck auf den Sportknopf kehrt seine kernige Seite hervor. Die Ampel springt um, der Nissan heult auf, ich lasse den Porsche glatt stehen. Sehe ich da ein Paar hochgezogene Augenbrauen im Rückspiegel?
Genugtuung auch, als ich in die Maximilianstraße einbiege: Farblich kann es der Micra locker mit den knallroten Ferraris und quietschgelben Maserati-Flundern aufnehmen. Da, eine Parklücke am Ende der Straße. Jetzt bloß nicht durch dilettantische Manöver auffallen. Ein entschlossener Schwenk, das Warnsystem fiepst, dann stehe ich. Dankbar tätschele ich das Lenkrad und genieße die sonnensatte Szenerie. Und als ich sie sehe, die voll verschleierten Damen vor den Boutiquen, die eitlen Müßiggänger in den Cafés, da bin ich: endlich daheim.
Selbst rangieren
Länge 3,78 Meter
Breite 1,67 Meter
80 PS
CO2-Ausstoß 125 g/km
Verbrauch 5,4 Liter/100 km
ab 10.740 Euro
  • FTD.de, 10.10.2011
    © 2011 Financial Times Deutschland,
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