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06.04.2011, 12:26
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Frühjahrsgutachten:
Institute erwarten goldene Zeiten für deutsche Wirtschaft
Trotz der Katastrohe in Japan rechnen Forscher 2011 mit fast drei Prozent Wachstum. Die Industrie verzeichnet ungewöhnlich viele Großaufträge. Auch die Lage am Arbeitsmarkt dürfte sich verbessern.
Deutschland hat trotz erhöhter weltwirtschaftlicher Risiken seinen Wachstumskurs offenbar über das bislang erwartete Maß hinaus beschleunigt. Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute würden ihre Wachstumsprognose für das laufende Jahr im Rahmen ihres Gemeinschaftsgutachtens auf deutlich über 2,5 Prozent aufstocken, berichteten mehrere Nachrichtenagenturen unter Berufung auf Kreise. Im Gespräch ist demnach ein Wert um die 2,8 Prozent. Im Herbst hatten die Institute noch zwei Prozent Wachstum vorausgesagt.
Auch die Entwicklung am Arbeitsmarkt bleibe günstig. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hätte jüngst einen Rückgang der durchschnittlichen Arbeitslosenzahl 2011 um 320.000 und ein Plus bei der Erwerbstätigkeit von 360.000 geschätzt. In die gleiche Richtung gingen die Erwartungen der Institute.
Die Frühjahrsprognose der Institute, die am Donnerstag in Berlin vorgestellt wird, bildet eine wichtige Grundlage für die neue Regierungsschätzung in der kommenden Woche. Diese wiederum bildet die Basis für die Steuerschätzung im Mai.
Die Zahlen der Forschungsinstitute signalisieren, dass die Katastrophe in Japan bislang kaum Auswirkungen auf die deutsche Konjunktur hat. Es dürfte wohl nur vereinzelt zu Engpässen in den Lieferketten kommen, sagte eine Person im Umkreis der Experten nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters. Größere Produktionsausfälle in deutschen Firmen seien wohl nicht zu erwarten.
Auch der Wirtschaftsweise Peter Bofinger sieht noch keine größeren erkennbare Folgen der Ereignisse in Japan auf die Wirtschaftsentwicklung in Europa und damit auch Deutschland. Die größte Gefahr gehe von den steigenden Ölpreisen aus, für die die politischen Turbulenzen in einigen Ländern Nordafrikas und im Nahen Osten mitverantwortlich seien, sagte Bofinger im Deutschlandfunk. Allerdings warnte er, die Konjunkturaussichten in Deutschland seien zwar positiv, doch die Risiken hätten zugenommen.
Die Bundesbank rechnet auch im Falle einer schweren Rezession in Japan nach dem verheerenden Erdbeben und der Atomkatastrophe nicht mit größeren Beeinträchtigungen in Europa. Selbst wenn die Wirtschaftsleistung in Japan um drei bis vier Prozent einbreche, werde im Euro-Raum das Bruttoinlandsprodukt nur um 0,2 Prozent sinken, sagte Bundesbank-Vizepräsident Franz-Christoph Zeitler. Dabei berief er sich auf eine Modellrechnung der Bundesbank.
Finanzminister Wolfgang Schäuble betonte, für die Regierung habe der Defizitabbau weiter Vorrang vor Steuersenkungen. "Wir dürfen jetzt in der Ernsthaftigkeit, die Defizite abzubauen, nicht nachlassen", sagte der CDU-Politiker in der "Rheinischen Post". Der raschere Ausstieg aus der Atomkraft könnte den Bundeshaushalt 2012 zusätzlich belasten.
Teil 2: Ungewöhnlich viele Großaufträge in der Industrie
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FTD.de, 06.04.2011
© 2011 Financial Times Deutschland,
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