Sie bewegen Milliarden und entscheiden über Schicksale. Doch welche Menschen sich hinter den großen Fonds der Welt verbergen, ist nur den Insidern bekannt. Die FTD präsentiert Ihnen in einer Serie erfolgreiche Fondsmanager und ihre Strategien.
Fazit und Strategien:Zwölf Fondsmanager im FTD-Check
Einmal im Monat porträtiert die FTD Fondsmanager, die einst mit exzellenten Leistungen glänzten. Doch wie entwickelten sich die Fonds seitdem? Die FTD zieht bei zwölf der Porträtierten eine Zwischenbilanz und wagt einen Ausblick.
von Christian Kirchner
Das Jahr 2011 kennt bei Investmentfonds einen klaren Gewinner: Indexfonds, die für einen Bruchteil der Gebühren von aktiv verwalteten Produkten stupide eins zu eins einen Index nachbilden. Rund 8,5 Mrd. Euro zogen Anleger nur in den ersten zehn Monaten aus Publikumsfonds ab, und die Statistik wäre noch schlechter ausgefallen, hätten nicht einzelne Indexfonds mit Zuflüssen die Bilanz kräftig aufpoliert: Allein rund 11 Mrd. Euro steckten Investoren netto in zwei einfache Indexfonds auf den deutschen Aktienindex DAX.
Es sind also harte Zeiten für aktive Vermögensverwalter - erst recht im Reich der Aktienfonds, die mit rund 210 Mrd. Euro Vermögen immer noch die wichtigste Säule der Publikumsfonds in Deutschland bilden. Zwei große Crashs mussten Anleger in Aktienfonds seit dem Jahr 2000 erleiden, und seit Sommer dieses Jahres geht es erneut abwärts.
Dennoch gibt es Verwalter, die auch in schwierigen Zeiten ihren Vergleichsindex schlagen. Einmal im Monat, und das bereits seit dem Jahr 2007, porträtiert die FTD Fondsmanager, denen das dank eines konsequent angewandten Anlagekonzepts über einen längeren Zeitraum gelungen ist. Allerdings bietet das Abschneiden in der Vergangenheit keine Garantie für gute Leistungen in der Zukunft. Die FTD hat daher - wie schon im Vorjahr - bei einem Dutzend der in der Vergangenheit porträtierten Fondsmanager noch einmal hingeschaut, wie sich ihre Fonds im herausfordernden Börsenjahr 2011 geschlagen haben - und wie die Perspektiven für 2012 sind.
Die Ergebnisse sind an vielen Stellen überraschend: Viele Verwalter entpuppten sich im Jahresverlauf als übervorsichtig. Gerade deutschen Verwaltern wurde dabei eine zu starke Konzentration auf das Heimatland zum Verhängnis. Büßte der DAX doch weitaus stärker ein als seine Pendants in den USA oder Asien. Einer der zwölf porträtierten Verwalter, der die Krise 2007/08 beinahe ohne Verluste umschifft hat, erlebte sogar ein regelrechtes Horrorjahr 2011.
Wie lief's? Hervorragend. Der Fonds hat trotz zweier Krisen Anlegern binnen zehn Jahren rund vier Prozent Rendite jährlich eingebracht und Trends wie den Goldpreisanstieg antizipiert.
Wie läuft's? Schlecht. 2011 büßte der Fonds vor allem wegen seines starken Deutschland-Engagements stärker ein als der Markt. Selbst 20 Prozent des Vermögens in Bundesanleihen konnten das Minus von insgesamt 15 Prozent nicht verhindern.
Wie wird's laufen? Der Manager antizipiert baldige umfangreiche Hilfen durch die EZB für die Märkte. Für dieses Szenario wäre der Fonds mit einer hohen Gewichtung von Finanzwerten, physischem Gold und Goldminenaktien als Beimischung sehr gut aufgestellt.
Hans-Willi Brand, Geschäftsführer von HWB Capital Management
Porträtiert Januar 2009
Fonds HWB Portfolio Plus
Anlage Globaler Mischfonds
Wie lief's? Seit Auflage 2003 ist der Fonds noch immer besser als sein Vergleichsindex - was vor allem an den starken Jahren bis 2008 liegt. Die Krise 2007/08 wurde verlustfrei umschifft.
Wie läuft's? Katastrophal. 2009 hinkte der Fonds dem Index um 18 Prozentpunkte, 2010 um 16 Prozentpunkte und im abgelaufenen Jahr um weitere 21 Prozentpunkte hinterher.
Wie wird's laufen? Das vom Management angewandte Trendfolgesystem zu Absicherungszwecken benötigt eigentlich klare Markttrends. Allerdings funktionierte das System schon in eindeutigen Bullenmärkten wie ab Mitte März 2009 und bis Mitte 2011 nicht mehr. Hoffnung macht, dass es schlimmer kaum noch kommen kann.
Wie lief's? Langfristig sensationell. Mit einem Plus von 957 Prozent seit Auflage 1989 hat der Fonds eine zehnmal höhere Rendite abgeworfen als sein Vergleichsindex.
Wie läuft's? Im ablaufenden Jahr minimal schlechter als der Index, was vor allem der defensiven Positionierung geschuldet ist und an schlecht gelaufenen Währungsgeschäften liegt.
Wie wird's laufen? Dafür ist in diesem Fonds das weiterhin extrem hohe Gewicht von Schwellenländeraktien entscheidend. Sie machen ein Drittel des Vermögens aus. Zudem ist fraglich, ob die langfristig starke Managementleistung mit einem immer größer werdenden Fondsvolumen (derzeit: 6,9 Mrd. Euro) auch künftig reproduzierbar ist.
Wie lief's? Sehr gut. Der an der Value-Strategie orientierte Fonds hat seit Auflage 1997 über Betrachtungszeiträume von drei Jahren und länger immer die Nase vor dem Vergleichsindex.
Wie läuft's? Der Fonds erlebt ein schwieriges Jahr mit stärkeren Verlusten als der Vergleichsindex. Die Schnäppchenjagd in Euro-Peripherieländern wie Italien, Spanien und Griechenland zahlte sich noch nicht aus.
Wie wird's laufen? Entscheidend wird sein, ob die südeuropäischen Aktienmärkte, die weit stärker als im Vergleichsindex gewichtet sind, 2012 einen Boden finden werden. Sehr optimistisch sieht Leber auch Russland, wo rund zehn Prozent des Fondsvermögens investiert sind.
Wie lief's? Schlecht. Der Fonds blieb in acht der vergangenen zehn Jahre hinter seinem Vergleichsindex zurück, einmal lag er gleichauf. Was seiner Popularität offenbar nicht schadet - das verwaltete Volumen beträgt 1,1 Mrd. Dollar.
Wie läuft's? Im ablaufenden Jahr akzeptabel. Der Fonds hat nach Gebühren minimal weniger verloren als der Schwellenländerindex MSCI Emerging Markets.
Wie wird's laufen? Historisch hat die am Substanzwert von Aktien orientierte Templeton-Anlagestrategie vor allem in Schwächephasen des Gesamtmarkts - etwa in den Jahren 2000 bis 2002 - gut funktioniert. Wer aber mit einem Einbruch rechnet, lässt besser die Finger von Aktienfonds.
Wie lief's? Gemessen an den zahlreichen Managerwechseln in den vergangenen zehn Jahren beachtlich. Die langfristige Performance stimmt und liegt leicht über dem Vergleichsindex.
Wie läuft's? Unspektakulär. Der Uniglobal liegt 2011 annähernd gleichauf mit dem Index und bewegt sich damit im oberen Fünftel des Sektors der globalen Aktienfonds.
Wie wird's laufen? Der Schlüssel zur weiteren Kursentwicklung werden Technologieaktien sein, auf die knapp ein Fünftel des Vermögens entfällt. Ansonsten halten sich die Abweichungen zum Index in Grenzen. Google, Microsoft und Apple sind derzeit die drei größten Fondspositionen, gefolgt von Roche und Samsung.
Frank Hansen, Portfoliomanager, RCM/Allianz Global Investors, CIO European Small + Mid Caps
Porträtiert Februar 2010
Fonds Allianz RCM Nebenwerte Dtschl. Anlage deutsche Nebenwerte
Anlage deutsche Nebenwerte
Wie lief's? Ordentlich. Der Fonds konnte Schwächephasen im Markt nicht umschiffen und hängt eng an seinem Vergleichsindex, ist aber per saldo nach Gebühren stets auch leicht besser.
Wie läuft's? 2011 war kein gutes Börsenjahr für deutsche Nebenwerte. Der Fonds verlor mit 17,2 Prozent seit Jahresbeginn noch etwas mehr als der Vergleichsindex (minus 15,9 Prozent).
Wie wird's laufen? Das hängt stark davon ab, ob Hansens Strategie aufgeht, sich auf mittelgroße Titel aus dem MDAX zu konzentrieren. Unter den zehn größten Werten des Fonds ist derzeit keine Aktie aus kleineren Börsensegmenten vertreten. Das mindert immerhin Liquiditätsrisiken im Falle einer Krise.
Wie lief's? Zuletzt nicht mehr gut. Der Fonds bleibt auf lange Sicht von fünf und zehn Jahren inzwischen deutlich hinter seinem Vergleichsindex, dem ML Global 300 Convertible, zurück.
Wie läuft's? Im ablaufenden Jahr liegt der Fonds nach Gebühren mit minus 5,5 Prozent auf Augenhöhe mit dem Vergleichsindex, profitierte aber seit Sommer von seiner defensiven Aufstellung.
Wie wird's laufen? Der Fonds ist derzeit eher vorsichtig positioniert. Gut ein Drittel der enthaltenen Wandelanleihen ähneln eher Anleihen, nur 23 Prozent Aktien. Eine Spezialität von Manager und Fonds ist der Glaube an Goldminenaktien. Wandelanleihen der Goldgräber machen derzeit die drei größten Positionen im Fonds aus.
Filip Weintraub über Filip Weintraub: "Mein Hobby ist, was ich sowieso den ganzen Tag mache - investieren"
Porträtiert Dezember 2010
Fonds Labrusca Fund
Anlage Aktien weltweit
Wie lief's? Langfristig mit dem Manager sehr gut - er hat im schwierigen Aktienjahrzehnt der Nullerjahre das Geld der Investoren mit staubtrockenen Standardwerten vervierfacht.
Wie läuft's? Enttäuschend. Seit sich Weintraub im Mai 2010 selbstständig gemacht hat, steht ein Minus von sechs Prozent zu Buche. Im ablaufenden Jahr verlor der Fonds elf Prozent an Wert.
Wie wird's laufen? Gut vor allem dann, wenn die Börsen kräftig aufdrehen, denn Weintraub hat den Fonds recht offensiv positioniert und rechnet fest damit, dass die Kurse aufgrund der extrem niedrigen risikolosen Zinsen klettern. Ein geografischer Schwerpunkt ist zudem das volatile Asien mit einem Fondsanteil von 25 Prozent.
Made in China: Lilian Co lässt sich auf dem Mannheimer Fondskongress vor Kisten mit Prospektmaterial aus ihrem Heimatland ablichten
Porträtiert Februar 2011
Fonds Strategic China Panda
Anlage Aktien China
Wie lief's? Sehr ordentlich. Der Fonds profitiert noch immer von dem Riesenvorsprung, den er gleich zum Start im Jahr 2008 gegenüber dem chinesischen Gesamtmarkt herausgeholt hat.
Wie läuft's? Durchwachsen, wie für viele China-Fonds. Immerhin liegt der Panda mit minus 19 Prozent zwei Prozentpunkte vor dem Index, dank eines starken, da vorsichtigen Jahresstarts.
Wie wird's laufen? Vermutlich keinesfalls steil nach unten, denn die Managerin ist noch immer sehr vorsichtig unterwegs. So hat sie ein Viertel des Fondsvermögens im Geldmarkt investiert und die Anlageschwerpunkte auf defensive Versorger- und Telekommunikationswerte gelegt. Lilian Co wartet auf ein Ende der strikten Geldpolitik.
Wie lief's? Gut. Seit Auflage im Jahr 2000 konnte Huber mit seiner antizyklischen Strategie ein Plus von im Schnitt 3,5 Prozent pro Jahr erwirtschaften. Für den Vergleichsindex MSCI World ging es 4,3 Prozent pro Jahr abwärts.
Wie läuft's? Durchwachsen. Schon 2010 blieb der Fonds gut vier Prozentpunkte hinter dem MSCI World zurück, 2011 nochmals sieben Zähler. Zuletzt gab es deutliche Mittelabflüsse.
Wie wird's laufen? Die antizyklische Strategie fordert von Anlegern Geduld, auch in Schwächephasen. Derzeit setzt Huber stark auf Öl- und Gastitel sowie Goldminen - Branchen, die mit hohen Dividendenrenditen glänzen. US-Werte sind im Fonds indes sehr stark untergewichtet.
Olgerd Eichler, Fondsmanager bei der Firma Mainfirst
Porträtiert April 2011
Fonds Mainfirst Top European Ideas
Anlage Aktien Europa
Wie lief's? Solide. Der Fonds büßte seit Auflage 2007 - also einem krisenbedingt denkbar schlechten Zeitpunkt - halb so viel ein wie sein Vergleichsindex. Seit 2009 läuft er in jedem Kalenderjahr besser als der MSCI Europe.
Wie läuft's? Sehr gut. Der Fonds liegt auch im ablaufenden Jahr klar vor dem Index und den meisten Wettbewerbern, obwohl er noch im Frühjahr stark in Finanzwerten investiert war.
Wie wird's laufen? Der Mainfirst Top European Ideas scheint auch für schwierige Börsenzeiten gut gerüstet, da er derzeit stark auf hoch kapitalisierte, nicht zyklische Werte mit starken Bilanzen und hohen Dividendenrenditen setzt. Dazu zählen BP, Royal Dutch Shell, Vodafone, Unilever, Roche und Novartis.
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