Brugère-Trélat setzt auf stark unterbewertete Substanztitel mit hohen Cashflows und attraktiven Dividenden. Klingt nicht nur bieder, sondern ist es auch. Aber eben erfolgreich: "Das Leben auf der langsamen Spur zahlt sich für langfristige Investoren aus", urteilte Morningstar-Fondsanalyst Thomas Lancereau erst Ende November über Brugère-Trélat und empfahl den Fonds als "exzellente Wahl für eine Anlage in Europa".
Brugère-Trélat ist die Nervosität in diesen Tagen deutlich anzumerken - und nicht nur ihm. Auch an seinem Fonds lässt sich die Unruhe ablesen. "Das große Thema 2012 wird die Kreditverfügbarkeit sein", glaubt der Franzose. Gerade von kleineren und mittelgroßen Firmen, die auf Banken angewiesen sind und kaum Zugang zum Kapitalmarkt haben, hält sich Brugère-Trélat daher fern. Bei Geldhäusern - er hält nur eine Miniposition der schweizerischen UBS, einer "der am stärksten kapitalisierten Banken der Welt"- sieht er noch kein Ende der Kurskapriolen. Mehr als weitere Kursverluste befürchtet er eine Verwässerung der Aktionäre durch Rekapitalisierungen. "Da nutzt es auch nichts, wenn sie mit nur 40 Prozent ihres Buchwerts notieren."
Auch zyklische Firmen meidet er. Und so setzt sich sein Fonds derzeit vor allem aus defensiven Tabakkonzernen wie Imperial Tobacco oder BAT, dem Mobilfunkanbieter Vodafone und dem Getränkekonzern Pernod Ricard zusammen. "Es ist fast verrückt, was am Markt passiert: Alle Aktien steigen und fallen völlig unabhängig von ihrer Qualität, je nachdem, ob der Markt im ,Risk on‘- oder ,Risk off‘-Modus ist, wie es so schön heißt."
Drei Jahrzehnte ist Brugère-Trélat schon im Geschäft, davon auch einige Zeit als Hedge-Fonds-Manager - Jahre, die er rückblickend als "Arbeit im Schnellkochtopf" bezeichnet. Ist das nun die schlimmste Krise seit Jahrzehnten? "Man glaubt immer, wenn man mittendrin steckt: Das ist die schlimmste Krise", sagt Brugère-Trélat. Diesmal glaube er das aber wirklich. "Diese Krise hat aufgrund der Vernetzung der Welt das Potenzial, sich zu einer echten globalen Krise auszuwachsen. Wenngleich unser Basisszenario ist, dass es zwar große Schwierigkeiten für den Euro geben wird, er aber am Ende überleben wird." Letztlich sei das auch eine binäre Sache: "Überlebt er nicht, hilft Ihnen weder Gold noch eine schlaue Anlage außerhalb Europas, dazu ist die Vernetzung viel zu hoch. Dann haben sie besser Ackerland", sagt Brugère-Trélat.