Der niederländische Notenbankchef Klaas Knot
Die Niederlande sind neben Deutschland und Frankreich der wichtigste Stützpfeiler des Euro-Rettungsfonds EFSF und sperrten sich deshalb lange gegen eine Aufstockung. Derzeit verfügt der Fonds über 440 Mrd. Euro.
Zwar ist die Haftungssumme der Niederlande auf 44 Mrd. Euro begrenzt und damit weitaus geringer als die EFSF-Bürgschaft Italiens oder Spaniens. Diese beiden Staaten stecken aber selbst in Finanznöten. Gemeinsam mit Berlin setzte Den Haag deshalb strengere Haushaltskontrollen für die Euro-Staaten durch.
Nachdem diese Forderung im Dezember erfüllt wurde, sieht Zentralbankchef Knot offenbar keine Hindernisse mehr für eine Aufstockung des Rettungsfonds. Schon vor einigen Wochen sprach er sich dafür aus. Neu ist aber die explizite Kritik an Deutschland.
Niederländische Wirtschaft schrumpft
Dass Knot den Ton verschärft, dürfte mit der Sorge um die heimische Wirtschaft zusammenhängen. Anders als Deutschland stecken die Niederlande in einer leichten Rezession: In den Monaten Juni bis September schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gegenüber dem Vorquartal um 0,2 Prozent, auch für das vierte Quartal 2011 wird mit Minuswachstum gerechnet.
Hintergrund ist die große Abhängigkeit von der Exportwirtschaft. Laut dem nationalen Amt für Statistik gehen 75 Prozent der niederländischen Ausfuhren an andere europäische Länder. Mit der Schuldenkrise kam das Exportwachstum zum Stillstand. Hinzu kommen Probleme am heimischen Immobilienmarkt. Seit Jahresbeginn gehen die Preise für Wohnhäuser kontinuierlich zurück. Ein Grund dafür ist der hohe Schuldenstand der privaten Haushalte, der 2010 rund 270 Prozent der verfügbaren Einkommen erreichte.