Führungskräfte werden am Platz bedient, normale Angestellte kommen zu ihm: Teemann Turan hat für jeden die richtige Mischung
So wie Turan Abi, Bruder Turan, wie seine Kunden ihn nennen. 40 Jahre ist er alt, sein halbes Leben lang steht er schon in der Teeküche. Jeden Tag kommt er morgens um 7 Uhr, zwei Stunden vor allen anderen. In weißem Hemd, schwarzer Weste, mit schwarzer Fliege. Und mit einem Lächeln, das viele Zähne zeigt. Das ist seine Arbeitsuniform; er trägt sie gern. Vom sechsten bis zum zehnten Stock des Hochhauses erstreckt sich Turans Revier. Aber er hat auch Kunden aus anderen Stockwerken, die extra zu ihm kommen. "Ich lächele immer", sagt Turan. "Das ist das Geheimnis."
Vier Kannen füllt er jeden Morgen mit den immergleichen schwarzen Teeblättern vom Schwarzen Meer und gießt nur wenig Wasser dazu. Dann lässt er sie eine halbe Stunde lang ziehen, mindestens. Der Tee wird so dunkel wie stark. Pur kann ihn keiner trinken. Also verdünnt ihn Turan später mit heißem Wasser. Ein Teil Tee, drei Teile Wasser, fünf oder sechs, je nach Mitarbeiter.
Die meisten Istanbul-Touristen kennen den Apfeltee, der ihnen im Großen Basar in jedem Laden angeboten wird und der den anschließenden Teppichkauf einleitet. Türken würden das grüne Gesöff nie trinken. Für sie muss der Tee dunkelbraun sein, variabel ist nur die Anzahl der Zuckerstücke darin.
Aber die Funktion ist dieselbe: Der Tee ist das Schmiermittel der türkischen Wirtschaft. Ob der werte Gast einen Tee mag? Diese Frage eröffnet jede interne Konferenz, jedes Interview, jede Verhandlung mit Geschäftspartnern. Und wenig später betritt der Cayci den Raum, ein Tablett mit tulpenkopfförmigen, braun leuchtenden Gläsern in der Hand. Mit dem Tee bringt er: Gemütlichkeit und Gastfreundschaft.
"Tee entspannt die Menschen", sagt Turan. Wenn er sieht, dass zwei Mitarbeiter sich streiten, bringt er ihnen heißen Tee vorbei. Den muss man ganz langsam trinken, in kleinen Schlucken.