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06.01.2012

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Presseschau: Wer sagt die Wahrheit: "Bild" oder Wulff?
Presseschau

Wer sagt die Wahrheit: "Bild" oder Wulff?

Die Tageszeitungen kommentieren auch heute die anhaltende Debatte um Bundespräsident Wulff. Sie betonen das Dilemma, in dem die Deutschen nun stecken. Sollen sie einem Boulevardblatt glauben oder dem Staatsoberhaupt? Das habe Deutschland nicht verdient, meinen Kommentaroren.

Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" schreibt dazu: "Trotz des Bekenntnisses des Bundespräsidenten, 'lebensklüger' geworden zu sein, findet er nicht aus der selbstverschuldeten Krise heraus, sondern immer noch tiefer in sie hinein. Diese ist an dem bisher nicht vorstellbaren Punkt angekommen, an dem sich die Deutschen fragen müssen, ob sie einem Boulevardblatt glauben oder dem Staatsoberhaupt. Wulff manövrierte sich durch einen katastrophal schlechten Umgang mit der Affäre in eine Lage, in der sein Wort nicht mehr als ausreichend glaubhaft angesehen wird. Das ist ein verheerender Befund für einen Bundespräsidenten."

"Wulff bleibt ein Getriebener"

Presseschau Großansicht des Bildes [Bildunterschrift: Statt aus der Krise herauszukommen, manövriere sich Wulff immer mehr hinein, meinen einige Kommentatoren. ]
"Jetzt wird's schmutzig", heißt es in der "Märkischen Allgemeinen": "Der Bundespräsident liefert sich eine öffentliche Auseinandersetzung mit einer Boulevard-Zeitung, und die Bürger dürfen sich aussuchen, wem von beiden sie glauben. Dass Wulff trotz seines Transparenz-Versprechens eine Veröffentlichung des Gesprächsmitschnitts ablehnt, schwächt seine ohnehin wacklige Position noch mehr. Er wird diese Debatte nicht mehr los, er bleibt Getriebener, er kommt nicht raus aus dem Selbstrechtfertigungsgebäude, das er sich gebaut hat. Sollte er die Unwahrheit gesagt haben, liegt sein Schicksal von jetzt an in der Hand des 'Bild'- Chefredakteurs. Was für ein Alptraum!"

Dem fügt die "Nordwest-Zeitung" hinzu: "Schlimmer konnte es wahrlich nicht mehr kommen: Jetzt haben die Zeitungsmacher den Bundespräsidenten in ihrer Hand. Je nach Gefallen können sie nun darüber entscheiden, den obersten Repräsentanten unseres Landes der Lüge zu überführen, oder sie verschonen ihn so lange, wie der Präsident den Wünschen der Redaktion entspricht. Kein Präsident der Bürger, ein Präsident der 'Bild'-Zeitung. Ein Polit-Krimi ohne Beispiel. Das hat Deutschland nicht verdient."

Wenn Aufklärung zur Jagd verkommt

Die "Allgemeine Zeitung" aus Mainz übt Kritik am "Boulevard": "Der nutzt die offensichtliche Glaubwürdigkeitslücke Wulffs für seine Spielchen. Spielchen, die einen Gutteil der Bürger ebenso gegen die Medien aufbringen wie gegen einen Bundespräsidenten, der ein gestörtes Verhältnis zur Pressefreiheit hat. So berechtigt viele Vorwürfe gegen Wulff sind. Wenn die Aufklärung seiner mangelhaften Integrität zur reinen Jagd verkommt, die Auflage, Quoten und Klicks bringt, dann gesellt sich zur Vertrauenskrise der Politik schnell eine Vertrauenskrise der Medien."

Dagegen hält die "Tageszeitung" dem Bundespräsidenten vor: "Wie naiv muss man sein, zu glauben, man könne ein Imperium wie die 'Bild'-Zeitung daran hindern, in die Öffentlichkeit zu tragen, was es will? Zunächst wird 'Bild' die Mitschrift wohl nicht veröffentlichen. Gleichwohl ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich jemand findet, der druckt, was großzügig in Journalistenkreisen gestreut wird. Wer mit 'Bild' nach oben fährt, fährt mit ihr auch nach unten. So, Herr Bundespräsident, sind sie, die Gesetze des Boulevards."

"Das soll der Bundespräsident sein?"

"Die Welt" fragt: "Das soll der Bundespräsident sein? Ein Mann, der, ohne zu erröten, sagt, wenn man als Politiker nicht mehr bei Freunden übernachten dürfe, sei die politische Kultur der Republik bedroht? Der sich damit entschuldigt, er habe in seinem neuen Amt erst Erfahrungen sammeln, dazulernen müssen? Hat er einen Vertrag als Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschland AG oder als Azubi in einer VW-Werkstatt bekommen? Und dass einer aus kleinen Verhältnissen kommt und sich hochgearbeitet hat, macht ihn sympathisch, sagt aber noch nichts über seine Befähigung aus."

Und der "Donaukurier" zieht das Fazit: "Das Amt ist zu groß für Christian Wulff. Inzwischen wirkt das Ganze so, als habe er endgültig die Kontrolle über den Fall verloren. Mehr und mehr verdichtet sich der Eindruck, da ist einer seinen Aufgaben nicht gewachsen. Wenn Wulff noch einen letzten Rest an Souveränität besitzt, müsste er sich fragen, wie er weiteren Schaden abwenden könnte. Die Antwort wäre: Indem er zurücktritt."

Stand: 06.01.2012 07:26 Uhr
 

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