Die Börsenbilanz der Jahre 2000 bis 2010 war zweifellos ernüchternd. So verloren beispielsweise Aktienfonds mit Anlageziel Europa seit September 2000 im Schnitt 3,9 Prozent pro Jahr - den Ausgabeaufschlag noch nicht einmal mit eingerechnet. Das schlechte Ergebnis taugt also nicht gerade als Argument für mehr Geduld bei der Geldanlage.
Und doch wären viele Privatanleger damit wohl besser gefahren. Denn in den meisten Depots sieht die Bilanz noch schlechter aus. "Anleger neigen zu prozyklischem Verhalten und steigen erst ein, wenn die Märkte bereits gut gelaufen sind", sagt Andreas Beck, Leiter des Instituts für Vermögensaufbau (IVA). Rutschen die Fonds anschließend ins Minus, sitzen Anleger die Verluste zunächst in der Hoffnung auf eine Wende aus, ehe sie irgendwann entnervt aufgeben.
Fondsrendite und Anlegerrendite klaffen somit regelmäßig auseinander. Bei ersterer spielt der Faktor Zeit keine Rolle, das Ergebnis des Anlegers hängt jedoch davon ab, wann er kauft und wieder verkauft. Und bei der Wahl des Ein- und Ausstiegszeitpunkts stellen sich Investoren ungeschickt an, wie eine Untersuchung des Investmenthauses Vanguard für die USA zeigt. Zwischen 1980 und 2005 erreichten US-Aktienfonds demnach eine durchschnittliche Rendite von zehn Prozent pro Jahr, die Fondsinhaber verdienten aber nur 7,3 Prozent.
Überschätzte Verlusttoleranz
Dass Privatanleger beim Ein- und Ausstieg oft danebenliegen, hängt auch damit zusammen, dass sie ihre Verlusttoleranz überschätzen. Je stärker ein Fonds schwankt, desto eher verlieren Anleger die Nerven, und desto schlechter ist ihre Rendite im Vergleich zum Fonds. Das Ergebnis ist einerseits logisch, weil Aktien nun mal volatiler sind als Anleihen - und damit das Verlustpotenzial größer ist. Andererseits zeigen Studien, dass die Haltedauer bei Aktienfonds geringer ist als bei Rentenfonds. "Die Schleudergänge der Aktienmärkte halten viele Anleger nicht aus", sagt Jürgen Dumschat von Aecon Fondsmarketing.
Fonds, die weniger stark schwanken, disziplinieren somit den Anleger. Breit gestreute Produkte sind daher Branchen- oder Länderfonds vorzuziehen. Gut verteilt ist das Vermögen etwa in Mischfonds oder Multi-Asset-Produkten, die in mehrere Anlageklassen investieren. "Mischfonds sind für den langfristigen Vermögensaufbau gut geeignet", sagt Beck.