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Merken   Drucken   04.01.2012, 15:28 Schriftgröße: AAA

Rohstoffland Deutschland: Diamonds are not forever

Wer sich von den stetig steigenden Rohstoffpreisen entkoppeln will, dem bleibt nichts anders übrig, als weniger Material einzusetzen. Effizienz gilt als neue Mode in der deutschen Wirtschaft - besonders für edle Rohstoffe. von Maike Rademaker  Berlin
Zum Beispiel die Nasenraspel. Das chirurgische Instrument ist rund 20 Zentimeter lang und aus Edelstahl. Die Raspel vorne, mit der der Nasenknochen behandelt wird, glitzert kräftig im Licht - sie ist mit Industriediamanten besetzt. Das Gerät kostet je nach Größe des Diamantenkorns mindestens 68 Euro.
Und normalerweise landet es, wenn die Raspel abgenutzt ist, im Mülleimer der Ärzte. Bei Claus Messerknecht nicht. Der Galvaniseur nimmt das Gerät zurück, holt die Restdiamanten herunter und besetzt die Raspel neu. "Ich kaufe kaum noch Rohlinge", sagt der Berliner Unternehmer stolz. "Und damit bin ich bedeutend billiger als die Konkurrenz." Die Neubesetzung kostet nur zwischen 25 und 35 Euro.
Der Unternehmer Claus Messerknecht hat sich auf das recyceln von ...   Der Unternehmer Claus Messerknecht hat sich auf das recyceln von Industriediamanten spezialisiert
Rohstoff- und Materialeffizienz sind die neuen Zauberworte in der Wirtschaft. Im gleichen Maße, wie der Preis für Rohstoffe hochschnellt, verschärfen Unternehmer die Suche nach Möglichkeiten, weniger einzusetzen. Schließlich sind im produzierenden Gewerbe die Materialien mit rund 46 Prozent der größte Kostenblock - weit vor den Personalkosten mit 18 Prozent. Auch die Bundesregierung hat reagiert.
Seit 2005 berät und fördert die Deutsche Materialeffizienzagentur (Demea) Unternehmer und bezuschusst diese Analysen. Seit 2011 gibt es den Rohstoffeffizienzpreis des Bundeswirtschaftsministeriums - und die EU hat einen "Fahrplan für ein ressourcenschonendes Europa", der ab 2013 konkrete Ziele festlegen soll.
Auch Messerknecht hat die Hilfe der Demea genutzt. Der Berater ging mit ihm die Bücher und den Produktionsprozess durch, der sich bis dahin auf die reine Fertigung konzentriert hatte. Messerknecht und seine sechs Mitarbeiter diamantieren alles - von millimetergroßen Zahnbohrern bis zu Betonbohrköpfen, Schleifplatten oder chirurgischen Instrumenten.
"Die Analyse dauerte ein paar Monate. Dann habe ich aber entschieden, den Fertigungsprozess umzustellen", erzählt Messerknecht. So verwendet er nun nur noch Edelstahl, da nur hier die Diamanten rückstandsfrei vom Metall zu lösen sind. Das Ablösen der kostbaren Steine - ein Teelöffel voll mit den feinen Industriediamanten kostet gut 1000 Euro - ist kompliziert. "Diamantieren kann nicht jeder - und sie ablösen noch weniger", sagt er. Mittlerweile recycelt er sein Material bis in die zierlichen Zahnbohrer hinein.

Teil 2:

  • FTD.de, 04.01.2012
    © 2012 Financial Times Deutschland,
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