Kursinformationen und Charts
An der Börse gelistete Unternehmen sind verpflichtet, bei der Ausgabe neuer Aktien auf die mit Investitionen in die Papiere verbundenen Risiken hinzuweisen. Dennoch ist bemerkenswert, dass Unicredit offen über einen möglichen Zerfall der Euro-Zone spricht und sich nicht auf eine allgemeine Formulierung wie "Verschärfung der Schuldenkrise" beschränkt.
In dem Prospekt heißt es weiter: "Der Austritt eines oder mehrerer Staaten aus der Euro-Zone und/oder die Abschaffung des Euro könnte sehr negative Folgen für die bestehenden Vertragsbeziehungen und die Erfülllung von Verpflichtungen der Unicredit haben."
Der Aktienkurs der Bank fiel am Donnerstag auf den niedrigsten Stand seit der Gründung des Instituts, das 1998 aus dem Zusammenschluss mehrerer kleinerer Geldhäuser entstand. Obwohl der Handel mit den Papieren mehrfach unterbrochen wurde, ging der Kurs mit einem Minus von 17 Prozent aus dem Handel. Auch die Titel anderer Banken wurden in Mitleidenschaft gezogen: Der europäische Branchenindex Stoxx 600 Banks fiel um mehr als drei Prozent.
Schlechtes Omen für die Branche
Die Konditionen für die Kapitalerhöhung, die Unicredit am Mittwoch bekanntgegeben hatte, sind für die Bank ungünstig und damit ein schlechtes Omen für die gesamte Branche. Zahlreiche Kreditinstitute müssen ihr Kapital erhöhen, um die neuen Eigenkapitalvorschriften der Europäischen Bankenaufsicht EBA zu erfüllen. Sie verlangt ab Juli eine Kernkapitalquote von neun Prozent. Unicredit ist die erste Großbank, die seit dem EBA-Stresstest im Dezember versucht, sich frisches Kapital am Markt zu beschaffen.
Um den erforderlichen Betrag von 7,5 Mrd. Euro zusammenzukommen, bietet das Institut seinen Altaktionären neue Anteilsscheine für 1,94 Euro an. Da die bestehenden Aktien zu Wochenbeginn noch über 6 Euro notierten, wurde dieser Abschlag als Offenbarungseid aufgenommen: Offenbar fürchten Unicredit und die mit der Kapitalerhöhung beauftragten Konsortialbanken, die Papiere zu einem höheren Preis nicht loszuwerden.