Der größte unabhängige Ölverarbeiter kann es sich nicht mehr leisten, einige seiner Raffinerien am Laufen zu halten. Petroplus versucht den Banken in Verhandlungen Kredite abzutrotzen.
Petroplus geht das Geld aus: In den kommenden Tagen legt Europas größter unabhängiger Ölverarbeiter drei seiner fünf Raffinerien vorerst still. Gleichzeitig werde Petroplus die Verhandlungen mit den Gläubigerbanken fortsetzen, um dringend benötigte Kredite zu erhalten. Die Gespräche in Zürich am Donnerstag seien "offen und konstruktiv" verlaufen, teilte der Konzern am Freitag mit.
Die Banken hatten am Tag nach Weihnachten eine Kreditlinie von rund 1 Mrd. Dollar gesperrt, die Petroplus braucht, um den Rohölnachschub für seine Raffinerien zu finanzieren. Die Anlagen in Petit Couronne in der Normandie, in Cressier in der Schweiz und im belgischen Antwerpen werden nun heruntergefahren.
Wann die stillgelegten Raffinerien wieder in Betrieb gehen können, hänge von der Verfügbarkeit von Krediten und der allgemeinen Wirtschaftslage in Europa ab, ließ der Konzern aus dem Schweizer Steuerspar-Kanton Zug wissen. Auf die drei Standorte entfällt etwa die Hälfte der gesamten Verarbeitungskapazität des Unternehmens von 667.000 Barrel (je 159 Liter) Rohöl pro Tag.
Als erstes dürften Petit Couronne mit seinen 550 Arbeitsplätzen und Antwerpen von der Stilllegung betroffen sein. "Es kommt kein Rohöl mehr an", sagte eine Sprecherin von Petroplus France. Am Montag werde die Anlage heruntergefahren. Der Raffinerie in Antwerpen könnte nach Gewerkschaftsangaben bereits am Sonntag die Abschaltung drohen.
Ingolstadt bleibt
Im schweizerischen Cressier, dem gemessen an der Kapazität kleinsten Standort, arbeiten 250 Menschen. Neben den von den Stillegungen betroffenen Anlagen betreibt Petroplus Raffinerien im bayerischen Ingolstadt und im britischen Coryton.
Ölhändler hatten sich angesichts der Finanzierungsprobleme von Petroplus geweigert, Lieferverträge mit dem Konzern abzuschließen. Die Ratingagenturen Standard & Poor's und Moody's setzten Fragezeichen hinter die Zahlungsfähigkeit des Ölverarbeiters und senkten die Bonitätseinstufung.
Unklar blieb bislang, was den drastischen Schritt der Banken ausgelöst hatte, nachdem die Geldhäuser noch vor zwei Monaten eine Verletzung von Kreditauflagen durch den hoch verschuldeten Konzern hingenommen hatten. Zu dem Petroplus-Konsortium gehören gut ein Dutzend Banken. Dazu gehören neben drei französischen Großbanken auch Deutsche Bank, Morgan Stanley und Credit Suisse.
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