Jack Lew, Barack Obamas neuer Stabschef
Jack Lew trauen Kommentatoren die Rolle des Brückenbauers eher zu. Er ist er das Geschöpf einer Zeit, in der das Klima zwischen Demokraten und Republikanern in Washington nicht so vergiftet war wie heute. Als frischgebackener Jurist arbeitete der heute 56-Jährige als Berater für den früheren demokratischen Sprecher des Repräsentantenhauses Tip O'Neill. In den 1970er- und 1980er-Jahren war es noch üblich, dass die Fraktionsführer beider Parteien persönliche Beziehungen pflegten, aus denen mancher politische Kompromiss entsprang.
Das änderte sich in den 1990ern. Die Republikaner im Kongress lieferten sich erbitterte Gefechte mit der Demokratischen Partei von Präsident Bill Clinton. Wie erbittert, erlebte Lew als Clintons Berater für das besonders umstrittene Projekt einer Gesundheitsreform. Erst in Clintons zweiter Amtszeit konnte Lew wieder das tun, was ihm am besten liegt: Als Vizeleiter des Budgetbüros im Weißen Haus half er, den Kompromiss auszuhandeln, der 1997 zu einer Sanierung des Haushalts führte. 1998 machte Clinton ihn zum Budgetdirektor.
Auf diesen Posten holte Obama ihn 2010 zurück, nachdem sein erster Budgedirektor Peter Orszag zurückgetreten war. Lews Ernennung war eine der wenigen Personalentscheidungen der Obama-Regierung, die nicht zu Streit im Kongress führte. Der Senat bestätigte ihn einstimmig.