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Sie haben ein Problem im Job oder mit Kollegen? Anne Weitzdörfer arbeitet seit vielen Jahren als Beraterin und Coach. Jede Woche beantwortet sie in der FTD Ihre Fragen. Schreiben Sie an fraganne@guj.de. Alle Anfragen werden natürlich vertraulich behandelt.

Merken   Drucken   09.01.2012, 08:00 Schriftgröße: AAA

Annes Antwort: Eine Kuschelrunde zu viel

Anne Weitzdörfer kennt sich als Beraterin und Coach mit Problemen im Büro aus. Diesmal widmet sie sich dem Thema: Braucht man Jahresgespräche. von Anne Weitzdörfer
Das Problem Ich bin Führungskraft in der Pharmaindustrie und habe international zwölf Mitarbeiter in dezentralen Einheiten. Ich höre immer wieder, dass man mit seinen Leuten neben der Zielvereinbarung persönliche Jahresgespräche führen soll. Aber um ehrlich zu sein, weiß ich gar nicht, was ich da sagen soll. Wenn es gut läuft, haben wir wenig Kontakt. Und wenn es schlecht läuft, muss ich mich sowieso um alles kümmern und vor Ort sein. Brauche ich da wirklich noch ein Extragespräch?
Winfried, 46 Jahre, Bereichsleiter Vertrieb
Anne Weitzdörfer   Anne Weitzdörfer
Annes Antwort Wie ist eigentlich das Leben des Chefs einer dezentralen Einheit - sagen wir eines Landesleiters? Es gibt keinen, der einem operativ reinredet, und die Zentrale ist weit weg. Klingt ja erst einmal gut. Die Realität sieht oft ganz anders aus: großer Mentalitätsunterschied. Jede Menge operativer Probleme. Insbesondere solche, die in der Zentrale keinen interessieren. Stattdessen immer nur Druck auf die Zahlen. Umsatz, Ergebnis - dazu jedes Jahr endlose Budgetdiskussionen. Genau dafür werden die Herren ja schließlich gut bezahlt, sagen Sie jetzt. Stimmt. Aber wer ist eigentlich nett zu den Kollegen - die im Kern auch nur Menschen mit ganz normalen Bedürfnissen sind?
Erinnern Sie sich noch an die Scheibe Wurst an der Fleischtheke oder den Traubenzucker in der Apotheke, als Sie klein waren? Eine nette Geste. Braucht keiner, aber jedes Kind freut sich drüber. So ähnlich ist es mit Lob und Anerkennung im Job doch auch. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich werde gerne gelobt. Und habe auch nichts dagegen, wenn das mit schöner Regelmäßigkeit passiert. Und Sie?
Ich verstehe, dass Ihnen ein separates Jahresgespräch ohne sachlichen Anlass zu weich gespült und einfach unangenehm ist. Gerade, wenn Sie keine wirklich persönliche Beziehung zu Ihren Mitarbeitern pflegen. Aber vielleicht ist genau das der Ansatz für ein bisschen mehr Zwischenmenschliches. Denn einmal gelernt macht nett sein sogar Spaß! Ich mache Ihnen einen Vorschlag: Sie bleiben bei der Zielvereinbarung und ergänzen das Gespräch am Ende um eine persönliche Note.
Wie das geht? Sie überlegen sich im Vorfeld des Gesprächs zwei oder drei Punkte, die Ihnen in den vergangenen Monaten im Gedächtnis geblieben sind. Kleinigkeiten, die Sie beeindruckt haben - persönlich, nicht sachlich-fachlich: "Ich habe schon mehrfach von der guten Arbeitsatmosphäre in Bukarest gehört - das führe ich auf Sie zurück", oder: "Herr Meier, mich hat beeindruckt, wie Sie mit viel Fingerspitzengefühl die Abschiedsrede für Herrn Chan gehalten haben." Und genau mit diesen Beobachtungen würzen Sie Ihr Gespräch, wenn es passt, oder lassen es damit ausklingen. Und genießen das leicht verstohlene Grinsen und die fast peinliche Berührung Ihres Mitarbeiters, wenn das Gesagte runtergeht wie Öl.

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  • FTD.de, 09.01.2012
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