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Merken   Drucken   05.01.2012, 08:00 Schriftgröße: AAA

XXL-Laster: Der Gigaliner ist kein Monster

Der Lang-Lkw emotionalisiert und polarisiert. Der Feldversuch ist in jedem Fall sinnvoll. Aber die Politik muss Fairness für die Bahn schaffen.
© Bild: 2010 ddp
Kommentar Der Lang-Lkw emotionalisiert und polarisiert. Der Feldversuch ist in jedem Fall sinnvoll. Aber die Politik muss Fairness für die Bahn schaffen. von Jens Tartler 
Schon jetzt ist klar: Es wird emotional. Das fängt beim Namen an. Verkehrsminister Peter Ramsauer will den Gigaliner nicht Gigaliner nennen, sondern Lang-Lkw. "Giga" klingt riesig, und riesig jagt den Menschen im Fiat 500 oder Smart Angst ein. Matthias Wissmann, der Cheflobbyist der Automobilindustrie, macht aus dem Lang-Lkw sogar den "Ökolaster". Begründung: Zwei "Ökolaster" können genauso viele leichte Güter wie Daunenkissen transportieren wie drei herkömmliche Lkw, das spart Sprit.
Ranking Die größten Lkw-Hersteller der Welt
Auf der anderen Seite sehen wir im Fernsehen Bürgermeister kleiner Städte, die berichten, wie schon in der Vergangenheit "Monstertrucks" zwischen Häusern stecken geblieben sind und mit Schweißbrennern herausgeschnitten werden mussten.
Wir haben ein neues Jahr und eine neue Ausnahmeverordnung: Wenn Spediteure das Genehmigungsprozedere von Bund und Ländern durchlaufen haben, können sie irgendwann im Frühjahr mit ihren Gigalinern am ersten bundesweiten Feldversuch teilnehmen - der allerdings ganz so bundesweit nicht ist, weil nur sieben Länder richtig daran teilnehmen.
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Die Gigaliner sind ein Thema, das nicht nur emotionalisiert und polarisiert, es kann und muss auch jeder mitreden: der Autofahrer vor der Fernsehkamera, der ADAC, die Verbände von Autoindustrie und Spediteuren, die Bahn-Lobbyisten und die Umweltschützer.
Den Lobbyisten ist es schon vor Beginn des Feldversuchs gelungen, die Bundesländer fast perfekt nach Parteizugehörigkeit zu spalten: Alle Länder, die das Experiment zulassen, haben unionsgeführte Regierungen. Einzige Ausnahme: Hamburg. Das liegt nicht daran, dass SPD-Bürgermeister Olaf Scholz generell ein offenes Ohr für die Wirtschaft hat. Wer aber seinen Hafen fördern will, hat natürlich auch ein Interesse daran, dass neue Wege, die Güter abzutransportieren, zumindest ausprobiert werden.
Bei den anderen rot oder grün regierten Ländern hatten die Argumente der Bahn- und Umweltlobby durchschlagenden Erfolg: Sie beteiligen sich nicht an dem Feldversuch. Nordrhein-Westfalen und Bremen verweigern den Gigalinern sogar die Durchfahrt. Baden-Württemberg verlangt, dass die Lang-Lkw zumindest die für sie reservierten Autobahnabschnitte nicht verlassen.
SPD und Grüne sind so erbost über Ramsauers Feldversuch, dass sie sogar vor das Bundesverfassungsgericht gezogen sind. Sie sind der Auffassung, dass eine so weitreichende Entscheidung nicht per Ausnahmeverordnung "an Bundestag und Bundesrat vorbei" getroffen werden könne.

Teil 2: Jenseits des juristischen Streits

  • FTD.de, 05.01.2012
    © 2012 Financial Times Deutschland,
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Kommentare
  • 09.01.2012 13:09:01 Uhr   bege: Das "Aus der Theorie für die Praxis - P...

    Hat noch nie funktioniert.
    Und so sehe ich das - Zitatanfang...der entscheidende Punkt: Gigaliner können für sich genommen den Lkw-Verkehr kostengünstiger machen...Zitatende - in vielerlei Hinsicht anders:

    1. Sind Sie schon einmal durch eine deutsche Baustelle gefahren? Haben Sie dabei versucht einen "Standard-Lkw" zu überholen, mit nur 60 km/h? Haben Sie ´mal darauf geachtet wie viele der Lkw sich überhaupt an Geschwindigkeiten halten ?
    Wer auf den Strassen unterwegs ist, der sieht zudem dass es schon heute an Parkplätzen für Ruhephasen fehlt. Da wird notgedrungen kreuz und quer geparkt und gerastet. GAGA-Liner würden da definitiv an vielen Stellen einfach nur blockieren.

    2. Wozu also zusätzliche Versuche, Kontrollkosten, Schulungskosten der Beamten?

    3. Was geschieht bei BAB-Sperrungen? Lösen sich die GAGA-Liner dann in Luft auf?

    4. Und kostengünstiger für Wen? Für die Unternehmen oder die Volkswirtschaft?

    Deutsche Verkehrsdichte ist wohl kaum mit anderen zu vergleichen, oder? Schweden ist jwd, die BRD ein Durchgangsland. Insofern verstehe ich diese "Lobbyargumente" null, denn zielführend sind sie ehh nicht.
    Pardon: Aber wenn ich lese dass es ja "nur 44-Tonner" sind, quasi eine Glücksfallgeschichte dass "nicht die bösen 60-Tonner aus Schweden fahren", dann fällt mir nur ein dass nicht alles was hinkt auch sofort einen Vergleich darstellt!

    Sicher liessen sich auch Pro-Argumente finden für z.B.: Ganze Spuren oder gewisse Haupttrassen der Autobahnen tageweise für den Lkw-Verkehr zu reservieren. Wären ja nur ein paar Tage, die aber alles viel günstiger machen würden. Warum also nicht?

    Ich will keine weiteren Kosten für den Schwerlastverkehr übernehmen, indem die Steuerlast erhöht wird.
    Ich brauche auch keine in Kunstoff gehüllten Äpfel aus 5.-6000 km Entfernung.

    Ich habe verstanden dass in einigen Jahren der Transport so teuer wird, dass viele Unternehmen eine regionale Versorgung anstreben werden müssen, da die Verbraucher nicht für den Transport zaheln wollen, sondern für das Produkt an sich!

    Ich muss einfach nicht jeden Unsinn mitmachen.

    Gruss
    bege

  • 09.01.2012 12:46:12 Uhr   Romanne: Elefantenrennen
  • 05.01.2012 13:25:47 Uhr   Roadrunner: Versuche sind doch längst gelaufen
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