Entrepreneurship: Brillendesign mit Vision

Seine Brillen sind etwas Außergewöhnliches. Nicht ohne Grund: Robin Totterman zelebriert in seiner Brillenfirma Inspecs geradezu britisches Design und Handwerkskunst. Er selbst überzeugt mit Visionen. von Peter Marsh

Ein Toilettenbesuch kann manchmal ein ausgesprochen positives Erlebnis sein, zumindest am Stammsitz von Inspecs. Die generalüberholte Spülung stammt aus dem 19. Jahrhundert und ist ein Beleg dafür, wie detailverliebt Firmengründer und Geschäftsführer Robin Totterman sein kann. Der 51-Jährige musste lange suchen, bevor er die per Kette zu bedienenden Spülkästen fand, die zu dem 160 Jahre alten Gebäude im britischen Bath passen.

Topmodern: Eine Brille der Firma Inspecs

Geht es um Einzelheiten der 2500 verschiedenen Brillen, die Inspecs ständig auf Lager hat, schaut Totterman aber nicht nur in die Vergangenheit. Er lässt sich auch von der Raumfahrt oder der Chemiebranche inspirieren.

Eine Hundertschaft Nasenfahrräder

Totterman selbst besitzt nach eigener Angabe rund 100 Brillen, fast für jede Gelegenheit eine: "Sie würden doch auch nicht in Hemd und Anzug im Garten arbeiten oder Sport treiben. Warum also nur eine Brille für sämtliche Aktivitäten?"

Ins Leben gerufen hat Totterman Inspecs 1988 zusammen mit zwei Geschäftspartnern, die er später auszahlte. Insgesamt 150.000 Pfund steckte er in der Anfangsphase in das Unternehmen, Geld, das er in den zehn Jahren angespart hatte, die er als Anleihehändler in der Londoner City arbeitete.

Das Hauptquartier in Bath renoviert er momentan - inklusive stilechter Tapeten. Leisten kann er sich das, denn der Verkauf des vorherigen Inspecs-Firmensitzes, eines mittelalterlichen Landschlosses, hat mehrere Millionen Pfund eingebracht.

Mehr zum Thema

Mehr zu: Business, Entrepreneur, Gründer

Frei, selbst zu entscheiden

Inspecs gehört in seiner Nische zu den Marktgrößen. Das Unternehmen hat für 2011 einen Umsatz von 20 Mio. Pfund angepeilt, davon 70 Prozent außerhalb Großbritanniens, vor allem in Nordamerika und Europa. Kunden sind vor allem Brillengroßhändler oder Markenhersteller mit eigenen Geschäften. Von den 115 Inspecs-Mitarbeitern sind 15 in den USA und weitere 30 in Asien stationiert. Die sechs fest angestellten Designer arbeiten in Bath und in Hongkong.

"Als Chef meines eigenen Unternehmens kann ich Dinge tun, die unmöglich wären, wenn ich ein öffentliches Unternehmen leitete und mich vor gesichtslosen Aktionären verantworten müsste", sagt Totterman und nennt als Beispiel den Kauf des Algha-Werks, einer Londoner Brillenfabrik aus den 1930er-Jahren. Dort werden mit kostspieligem und schwer zu verarbeitenden Walzgold Brillen im Retro-Stil hergestellt. Rund zehn Prozent des Gesamtumsatzes sollen diese Modelle künftig beisteuern.

Teil 2: Wie Totterman sich die Zukunft vorstellt