FTD.de » Politik » Europa » Brüssel knöpft sich Ungarn vor

Merken   Drucken   11.01.2012, 21:25 Schriftgröße: AAA

Scharfe Sanktionen: Brüssel knöpft sich Ungarn vor

Die Regierung soll mehrere Gesetze überdenken, vor allem das zur Unabhängigkeit der Notenbank. Andernfalls droht Brüssel mit dem Entzug von Fördergeldern und Verfahren wegen Vertragsverletzung. von Claus Hecking  , Mark Schrörs  Brüssel und Nils Kreimeier  Berlin
Die Schuldenkrise in Ungarn ist ...

 

Die Schuldenkrise in Ungarn ist ...

Zum Ergebnis Alle Umfragen

Die Europäische Union droht Ungarn im Streit um mehrere neue Gesetze mit scharfen Sanktionen. Am Mittwoch warnte die EU-Kommission, es könnten Vertragsverletzungsverfahren in drei Fällen eingeleitet werden. Zudem erwägt die Behörde angesichts des hohen ungarischen Staatsdefizits, EU-Fördergelder in Milliardenhöhe zu sperren. Man hoffe aber, dass sich Ungarn selbst bewege, um die komplizierten und langwierigen Verfahren zu vermeiden. "Der Ball ist jetzt im ungarischen Feld", sagte eine Kommissionssprecherin.
Streit um die Notenbank
Beanstandet werden Gesetze, die die Unabhängigkeit der Zentralbank und des Verfassungsgerichts einschränken, sowie Mängel beim Datenschutz. Mit einem Vertragsverletzungsverfahren kann die EU Verstöße eines Mitgliedsstaats gegen Unionsrecht ahnden. Stellt der Europäische Gerichtshof einen Rechtsbruch fest, muss der verurteilte Staat reagieren.
Die Kommission versucht offenkundig, die aktuelle finanzielle Zwangslage Ungarns zu nutzen, um zumindest ihre Forderung nach Autonomie für die Notenbank auch ohne ein solches Verfahren durchzusetzen. Nachdem der Forint massiv an Wert verloren und die Ratingagenturen die Kreditwürdigkeit herabgestuft hatten, war das Land an den Rand einer Staatspleite geraten. Die ungarische Regierung hatte sich daraufhin an die EU und den Internationalen Währungsfonds mit der Bitte um Finanzhilfen gewandt. Momentan liegen die Verhandlungen auf Eis. Ein "stabiles rechtliches Umfeld" und "demokratische Prinzipien" seien der beste Weg, um das Vertrauen der Investoren zu gewinnen, hieß es aus Brüssel.
Orban gibt sich konziliant
EU-Währungskommissar Olli Rehn drohte damit, ab 2013 die Auszahlungen aus dem Fonds zur Angleichung der Lebensverhältnisse in der EU zu stoppen. Das dürfte Ungarn besonders hart treffen. Experten schätzen den Schaden auf bis zu 1,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.
Der Druck scheint zu wirken: Ministerpräsident Viktor Orban schloss am Mittwoch über seinen Sprecher Änderungen am Zentralbankgesetz nicht aus. Bei konkreten Kritikpunkten könne über jedes Gesetz verhandelt werden. Ob das Einlenken glaubwürdig ist, bleibt jedoch fraglich. "Es gibt ein bisschen Bewegung in die richtige Richtung", sagte Peter Balazs, früherer ungarischer EU-Kommissar, der FTD. "Die Frage ist, ob Orban bereit ist, eine Lösung des Problems über sein persönliches Prestige zu stellen."
  • Aus der FTD vom 12.01.2012
    © 2012 Financial Times Deutschland,
Jetzt bewerten
Bookmarken   Drucken   Senden   Leserbrief schreiben   Fehler melden  

Den Parameter für die jeweilige Rubrik anpassen: @videoList
  • Ungarn: Jetzt bloß nicht schwach werden

    Die EU nutzt Ungarns Finanzkrise, um Viktor Orban endlich die Zähne zu zeigen: Wenn er nicht spurt, gibts kein Geld - und obendrein Vertragsstrafen. Jetzt darf sie sich nur nicht wieder mit Versprechen abspeisen lassen. mehr

  •  
  • blättern
Tweets von FTD.de Politik-News

Weitere Tweets von FTD.de

Newsletter:   Newsletter: Eilmeldungen Politik

Ob Regierungsauflösung oder Umfragehoch für die Linkspartei - erfahren Sie wichtige Politik-Nachrichten, sobald sie uns erreichen.

Beispiel   |   Datenschutz
 



DEUTSCHLAND

mehr Deutschland

EUROPA

mehr Europa

INTERNATIONAL

mehr International

KONJUNKTUR

mehr Konjunktur

 
© 1999 - 2012 Financial Times Deutschland
Aktuelle Nachrichten über Wirtschaft, Politik, Finanzen und Börsen

Börsen- und Finanzmarktdaten:
Bereitstellung der Kurs- und Marktinformationen erfolgt durch die Interactive Data Managed Solutions AG. Es wird keine Haftung für die Richtigkeit der Angaben übernommen!

Über FTD.de | Impressum | Datenschutz | Disclaimer | Mediadaten | E-Mail an FTD | Sitemap | Hilfe | Archiv
Mit ICRA gekennzeichnet

VW | Siemens | Apple | Gold | MBA | Business English | IQ-Test | Gehaltsrechner | Festgeld-Vergleich | Erbschaftssteuer
G+J Glossar
Partner-Angebote