2012 wird es rund gehen. Banken, Bundesländer, Großkonzerne - überall werden neue Chefs ihr Glück versuchen: als Sanierer, Erneuerer, Stimmungsaufheller. Was haben die Aufsteiger drauf? Welche Schwächen haben sie? Die FTD.de stellt die wichtigsten Neuen vor.
Bertelsmann-Ceo Thomas Rabe bei einer Pressekonferenz im Jahre 2009
Vita Er arbeitete mit 24 Jahren bei der EU-Kommission, leitete mit 28 das Controlling der Treuhand, war mit 35 Finanzchef der RTL Group und stieg 2006, mit 39 Jahren, zum Finanzchef von Europas größtem Medienkonzern Bertelsmann auf. Am 1. Januar wird er Vorstandschef.
Aufgaben Nach dem Sparkurs seines Vorgängers Hartmut Ostrowski soll Rabe den Medienriesen offensiv ins Internetzeitalter führen und ihm wieder eine langfristige Wachstumsstrategie geben.
Stärken Rabe ist smart, weltgewandt und hat genug Durchsetzungskraft, um mächtige Töchter wie Arvato und Random House enger anzubinden.
Schwächen Sein Gestaltungswille provoziert Konflikte. Manager aus dem Konzern nennen Rabe schon "Thomas Reloaded" - in Anlehnung an den selbstsicheren, aber am Ende erfolglosen Ex-Chef Thomas Middelhoff.
Vita Olaf Koch wurde 1970 in Bad Soden am Taunus geboren. Er gründete mit 25 eine IT-Firma, verkaufte sie später, wurde Mercedes-Finanzchef und Permira-Manager. Gut zwei Jahre war er Metro-Finanzchef.
Aufgaben Übernimmt den Metro-Vorstandsvorsitz in schwieriger Zeit. Der Aktienkurs entwickelt sich schlecht, und dafür gibt es gute Gründe: Das operative Geschäft ist so schwach, dass Metro gerade eine Gewinnwarnung abgab. Und aller Aufregung um einen möglichen Kaufhof-Verkauf zum Trotz bleibt der große Konzernumbau eine ewige Ankündigung.
Stärken Koch denkt rasend schnell, schafft es aber, seine Umgebung mitzunehmen. Deshalb wird er für seine Geradlinigkeit geschätzt.
Schwächen Die Metro-Mitarbeiter sehnen sich nach einem echten Handelsmann, Koch ist Auto- und Finanzmanager und Geschäftemacher.
Vita Seit 2009 ist der 48-jährige Jurist Oberbürgermeister in Kiel. Vorher war der SPD-Politiker dort Stadtkämmerer, Konzernsprecher der Dresdner Bank in Frankfurt und Sprecher des früheren Bundesfinanzministers Peer Steinbrück.
Aufgaben Albig geht als großer Favorit in die schleswig-holsteinische Landtagswahl am 6. Mai. Die Ablösung einer weiteren schwarz-gelben Koalition bei der einzigen Landtagswahl 2012 hätte auch Signalwirkung für den Bund.
Stärken Er gilt als einer der profiliertesten Kommunalpolitiker der SPD. Zugleich ist er mit den Mechanismen der Bundespolitik vertraut.
Schwächen Als Landespolitiker ist Albig wenig bekannt- vor allem abseits der großen Städte. Gefährlich könnte ihm auch noch die Machtteilung mit dem machtbewussten, aber nicht allzu beliebten SPD-Landeschef Ralf Stegner werden.
Vita Nach seinem Studium ab 1985 Analyst bei Kidder Peabody, 1988 der Wechsel zu Merrill Lynch. 1995 heuert Jain bei der Deutschen Bank an, wo er ab 2002 Mitglied im Machtzentrum, dem Group Executive Committee, wird und bis heute Investmentbankchef ist. Ab Mai 2012 Konzernchef zusammen mit Jürgen Fitschen.
Aufgaben Der Inder muss die Bank in eine völlig veränderte Zukunft führen: Das Investmentbanking muss sicherer, das Massenkundengeschäft profitabler, die ganze Bank eigenkapitalstärker werden.
Stärken Jain ist sehr intelligent und kaltblütig beim verfolgen seiner Ziele. Kollegen loben zudem seine unprätentiöse Art - ungewöhnlich für die Branche.
Schwächen Keiner weiß, wie Jain auf das hiesige Publikum wirken wird - und ob er Deutsch lernt. Das aber wird wichtig sein, denn Fitschen, das deutsche Gesicht der Bank, geht 2015 in Rente.
Vita Seit 35 Jahren in der Medizinbranche, überwiegend im Dialysegeschäft. Kam 1997 zu Fresenius Medical Care (FMC), seit acht Jahren Vorstand und Nordamerika-Chef, seit zwei Jahren FMC-Vizechef. Übernimmt zum Jahreswechsel 2012/13 den Topjob.
Aufgaben Setzt das Pionierwerk von Ben Lipps fort - der leitet FMC seit der Gründung 1996, als die Mutterfirma Fresenius ihre Dialysesparte mit dem viel größeren US-Wettbewerber NMC fusionierte.
Stärken Nach jahrelanger Vorbereitungszeit ist Powell, 56, für den Chefposten gut gerüstet und wie Lipps als Amerikaner mit dem weitaus wichtigsten FMC-Markt USA bestens vertraut.
Schwächen Langer Schatten des Vorgängers. Wenig Erfahrung im Europa- und Asien-Geschäft, das bei FMC stark unterrepräsentiert ist. In Deutschland bislang eher mäßig verdrahtet.
Vita Nach der Banklehre 1992 in einer Filiale der Deutschen Bank in Iserlohn gestartet. Stieg zum stellvertretenden Leiter auf, wechselte in die Frankfurter Zentrale. Dort baute er die Deutsche Bank 24 mit auf. Seit 2011 Vertriebsvorstand der Postbank. Favorit für die Nachfolge des Vorstandschefs Stefan Jütte, der im Sommer 2012 in den Ruhestand geht.
Aufgaben Muss die Gewinnziele der Konzernmutter Deutsche Bank bei der Postbank durchsetzen.
Stärken Gilt als durchsetzungsstark mit Teamgeist und diplomatischem Geschick. Als Eishockeyprofi hat "Franky" in den 90er-Jahren beim ERC Westfalen Dortmund junge Mitspieler nie von oben herab behandelt, berichten Mannschaftskollegen.
Schwächen Der 41-Jährige Strauß, berichten Kollegen, kann mit Widerspruch schlecht umgehen und mitunter recht laut werden.
Der künftige Sparkassenpräsident Georg Fahrenschon
Vita Von 2002 bis 2007 saß Fahrenschon, 43, im Bundestag, dort machte er sich einen Namen als Finanzexperte. Zur Belohnung wurde der CSU-Politiker Finanzstaatssekretär in Bayern, ein Jahr später Minister. Als solcher kontrollierte er auch die BayernLB, wo er 2000 bis 2002, nach dem Studium von Volks- und Betriebswirtschaft, ein Fachreferat geleitet hatte.
Aufgaben Am 16. Mai wird er neuer Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV). Damit vertritt er die Sparkassen, die Landesbanken und zahlreiche weitere Verbundunternehmen.
Stärken In Berlin gilt er als unverbraucht. Er soll sich zudem schnell in Themen einarbeiten können.
Schwächen Sechs von 24 Wahlberechtigten stimmten gegen ihn. Es wird Zeit brauchen, bis er in der kommunalen Welt ähnlich stark vernetzt ist wie sein Vorgänger Heinrich Haasis.
Vita Der in Flensburg geborene 45 Jahre alte Ökonom macht seit 1996 Karriere im Bundesfinanzministerium, als Büroleiter von Hans Eichel und als Staatssekretär von Peer Steinbrück und Wolfgang Schäuble. Ab 1. Januar Mitglied des Direktoriums der EZB.
Aufgaben Wird auf deutschen Wunsch voraussichtlich Chefvolkswirt der EZB. Muss den Deutschen das Gefühl geben, dass die EZB ihre Stabilitätsziele nicht aufgibt, gleichzeitig aber helfen, die Spaltung im EZB-Rat zu überwinden.
Stärken Ausgezeichneter Netzwerker mit besten Verbindungen in die Politik. Hält Pragmatismus für eine wichtige Eigenschaft in der Finanzpolitik.
Schwächen Hat die finanzpolitischen Moden der vergangenen Jahre alle mitgemacht und muss seinen eigenen Standpunkt noch erläutern. Wenig Erfahrung bei öffentlichen Auftritten.
Marion Schick wird im Mai 2012 Vorstandsmitglied der Deutschen Telekom
Vita Marion Schick hat Wirtschaftspädagogik studiert und später promoviert. Nach Stationen in der Wirtschaft stieg sie an der Hochschule München auf und war dort von 2000 bis 2008 Präsidentin. Über die Fraunhofer-Gesellschaft wechselte sie in die Politik und arbeitete als Kultusministerin in Baden-Württemberg. 2010 trat die 53-Jährige in die CDU ein.
Aufgaben Die Managerin verantwortet ab Mai 2012 das Personalwesen in einem der größten DAX-Konzerne. Aufgrund der Staatsbeteiligung und der vielen Beamten im Konzern ist die Aufgabe heikel.
Stärken In ihren vorherigen Stationen spielte ihr künftiges Kernthema stets eine Rolle.
Schwächen Die Berufung in den Vorstand als CDU-Mitglied schürte im Sommer Spekulationen um politisches Gemauschel bei der Besetzung. Die Telekom weist diesen Vorwurf zurück.
Vita Bei Procter & Gamble hat er Babywindeln verkauft, bei Reckitt Benckiser Waschmittel und zuletzt bei Hero Marmelade - an Konsumgütererfahrung mangelt es dem 48-jährigen Kieler also nicht.
Aufgaben Beiersdorfs größter Problemfall ist derzeit China. Die 2007 zugekaufte Haarpflegesparte von C-Bons kommt nicht in Schwung. Seitdem der DAX-Konzern insgesamt 220 Mio. Euro auf den 270-Mio.-Euro Zukauf abschreiben musste, ist China Chefsache. Der Asien-Chef wurde gerade gefeuert.
Stärken Heidenreich gilt als entscheidungsfreudig, anders als sein Vorgänger Thomas Quaas, dem ein diplomatischer Führungsstil nachgesagt wird.
Schwächen Nicht jedes Unternehmen kann Durchsetzungsstärke verkraften. Die große Frage: Können es Beiersdorf und der eigensinnige Mehrheitseigner Michael Herz?
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