Beherrschen Sie den Business-Knigge fürs Ausland?
Mail nach Hongkong: zehn Minuten. Flug buchen: fünf Minuten. Japaner mit einer Geste vergrätzen: drei Sekunden. Dank Internet ist die Welt so nah wie nie. Doch gerade im Ausland gelten mitunter strenge Höflichkeitsregeln. Wie würden Sie sich entscheiden?
Frankreich – mon amour
Zum Start reisen wir nach Frankreich: Sie wissen, dass Sie beim ersten gemeinsamen Mittagsmenü erst einmal plaudern sollten. Doch nicht jedes Thema ist unverfänglich. Was könnte Ihren Geschäftspartner ärgern?
Aber mal ehrlich: Muss man das haben? Die ersten Tage nach den Ferien damit zubringen, knapp 1000 mehr oder weniger irrelevante Zuschriften abzuarbeiten? Ich hatte mich klar dagegen entschieden und mir einen radikalen Plan ausgedacht: Ich würde Urlaub machen und in dieser Zeit keinerlei Mails lesen. Mehr noch: Alle eingehenden Nachrichten würden unwiderruflich gelöscht. Für knapp drei Wochen wollte ich aus der digitalen Kommunikation aussteigen. Ob ich damit Kunden oder Kollegen vor den Kopf stoße? War mir schnuppe.
Ich wusste nämlich alle Argumente auf meiner Seite. Immer reden doch alle von Work-Life-Balance, von Reizüberflutung und Entschleunigung. Es soll der Konzentration dienlich sein, während der Arbeit phasenweise das E-Mail-Programm auszuschalten.
Trotzdem traut sich kaum jemand, dem Nachrichtenstrom auszuweichen. Nicht mal im Urlaub. Vielmehr suchen sich manche Leute ihren Ferienort extra danach aus, ob sie Zugang zu ihren Mails haben. Einer AOL-Umfrage zufolge tun das in den USA 19 Prozent der Menschen. 59 Prozent rufen ihre Post sogar auf dem Klo ab.
Das habe ich auch schon gemacht. Es ist würdelos, ebenso würdelos wie das Abarbeiten vieler Hundert aufgelaufener Nachrichten beim Wiedereintritt ins Büroleben. Wenn man damit durch ist, kann man eigentlich gleich den nächsten Urlaub einreichen. Deshalb also: Die Totalblockade als probates Mittel.
Meine Freude über die Idee währt indes nicht lang. "Also, ich könnte mir das nicht erlauben", sagt eine Bekannte. "Da würde ich ja Kunden verlieren!" Ich glaub, ich steh im Wald: Wir reden hier von zweieinhalb Wochen! Doch meine Weigerung, in der Erholungszeit zu arbeiten, stellt mich in puncto Radikalität offenbar auf eine Stufe mit Henry David Thoreau.
Auch als ich Experten befrage, ernte ich vor allem Kopfschütteln. Eine Personalberaterin lehnt ein Statement ab, weil sie im Urlaub ist - von dort antwortete sie gerade per E-Mail. Eine Wissenschaftlerin bedauert, sie finde dazu kaum Daten. Auch die "Business-Knigge"-Expertin Anke Quittschau sagt, so etwas habe sie bisher weder erlebt noch davon gehört. Sie fürchtet, im Job könne die Ankündigung schaden, Mails nicht zu lesen: "Ich halte das für ein absolutes No-Go. Man kann doch keinem Kunden, Geschäftspartner oder Kollegen mitteilen, dass man an seinen Informationen nicht interessiert ist." Schlecht für das Kundenvertrauen, also im Konzern nicht üblich, befindet auch Jochen Frey, Personaler bei BMW.