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Merken   Drucken   10.01.2012, 11:00 Schriftgröße: AAA

Schottland-Referendum: Cameron schützt die EU

Leitartikel Englands Premier David Cameron drängt zur Eile: Die Schotten sollen schon vor 2014 über ihre Unabhängigkeit abstimmen. Der Schuss könnte nach hinten losgehen - wenn England die Schotten an die EU verliert.
Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie: Es war der britische Premier David Cameron, der mit seiner EU-kritischen Haltung die Schotten motiviert hat, sich noch stärker von den Engländern abzusetzen - von einer Volksabstimmung ist erneut die Rede, um die Abspaltung voranzutreiben.
Und genau derselbe Cameron ist es nun, der auf eine schnelle Entscheidung dringt - damit tut der Europakritiker genau das, was am besten für die EU ist. Seit Jahren wächst in Schottland die Unabhängigkeitsbewegung. Ihr politischer Arm, die Scottish National Party (SNP), hat seit vergangenem Jahr sogar die absolute Mandatsmehrheit im Parlament - und kokettiert seitdem mit dem Unabhängigkeitsreferendum. Die jüngste Abkehr Londons von jeglicher weiteren EU-Integration dürfte die proeuropäischen Schotten bestärkt haben.
Es ist also nicht mehr eine Frage, ob es diese Abstimmung geben wird, sondern wann. In dieser Situation tut Cameron genau das Richtige: Er fordert schnell Gewissheit. Er mag polittaktische Gründe haben, um so der SNP weniger Zeit für ihre Wahlwerbung zu geben, aber das ist nebensächlich. In solch einer wichtigen Frage sollte nicht jahrelange Unklarheit für Bürger, Unternehmer und Investoren herrschen - egal wie die Volksabstimmung ausgeht.
Vor allem aber wären Schotten wie Engländer gezwungen, darüber nachzudenken, was sie aneinander haben - und an der EU. Cameron wird dabei kaum auf jene Vorkommen an Erdöl, Erdgas oder auch Gold verzichten wollen, von denen auch die englische Volkswirtschaft profitiert. Am besten wirbt er dafür, dass die Schotten bei ihm bleiben. Das aber ist nur glaubwürdig, wenn er nicht länger einen antieuropäischen Kurs betreibt. Schließlich wird Cameron es sich nicht leisten wollen, als jener Premier in die Geschichte einzugehen, der nach gut 300 Jahren Schottland verlor - und das auch noch an den Kontinent.
  • Aus der FTD vom 10.01.2012
    © 2012 Financial Times Deutschland,
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