IT-Branche FTD-Serie: CES 2012

Zum Jahresauftakt präsentiert die Elektronikbranche ihre neuesten Geräte und Geschäftsideen in der Glücksspielmetropole Las Vegas.

Chiphersteller: Globalfoundries träumt den Apple-Traum

Der Chef des weltweit drittgrößten Chipauftragsfertigers will die Halbleiterbranche so aufmischen wie der Konzern aus Cupertino den Smartphonemarkt. Allerdings hat sein Unternehmen schon die erste Attacke auf den übermächtigen Marktführer TSMC verpatzt. von Björn Maatz Las Vegas

Auf der Consumer Electronics Show in Las Vegas leistet sich Globalfoundries wie schon in den Vorjahren keinen eigenen Messestand. Dafür lädt der weltweit drittgrößte Chipauftragsfertiger Analysten, Kunden und Mitarbeiter in eine Suite im 60. Stock des Mandalay-Bay-Hotels.

Aus Wafern wie diesem werden Computerchips geschnitten

Die zurückhaltende Präsenz des Unternehmens steht in krassem Gegensatz zu den Plänen von Globalfoundries-Chef Ajit Manocha: Der 61-jährige Inder will den Konzern als Alternative zum überlegenen Marktführer TSMC aus Taiwan aufbauen. "Was Apple im Smartphonegeschäft gelungen ist, wollen wir auch schaffen - die Neuordnung der gesamten Industrie", sagte Manocha der FTD.

Brancheninsider halten das für vermessen: "Globalfoundries in seiner heutigen Form wird niemals Marktführer werden - sie sind einfach zu klein", sagt Len Jelinek von der IT-Marktforschungsfirma IHS iSuppli. Der Analyst stellt dem Unternehmen ein vernichtendes Urteil aus: "Globalfoundries hat bis heute die Erwartungen nicht erfüllt und auf Grund technischer Probleme mögliche Neukunden zweifeln lassen."

Sein Kollege Dick James von der kanadischen Analysefirma Chipworks ist der gleichen Ansicht: "Ich denke nicht, dass ihnen so eine Umwälzung gelingt wie Apple - letzten Endes versuchen sie in eine Branche hineinzukommen, die TSMC bereits in den 1980er-Jahren etabliert hat."

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Das Unternehmen hatte in der ersten Jahreshälfte 2011 am Standort Dresden seine Produktion nicht wie geplant hochfahren können und damit vor allem seinen Hauptkunden AMD in Schwierigkeiten gebracht. Der Intel -Rivale musste im September eine Umsatzwarnung herausgeben und begründete das explizit mit technischen Problemen bei Globalfoundries. Die enge Partnerschaft hat dadurch Risse bekommen. Branchengerüchten zufolge will AMD weitere Produktionsaufträge an TSMC vergeben. Die Taiwaner fertigen schon seit Jahren die Grafikprozessoren für AMD. Globalfoundries hat es bis heute nicht geschafft, sich diese Order zu sichern.

TSMC beherrscht den Markt nach Belieben: In den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres hatte der Konzern im reinen Chipzuliefergeschäft nach Angaben von IHS iSuppli einen Marktanteil von 53 Prozent. Das vom 80-jährigen Gründer Morris Chang geführte Unternehmen ist deutlich breiter aufgestellt als Globalfoundries und fertigt auch Chips für die Solarindustrie und für LED.

Der ebenfalls taiwanische Konkurrent UMC kam auf 13,8 Prozent Marktanteil, Globalfoundries als Nummer drei auf 13,3 Prozent. 2010 erzielte Globalfoundries einen Umsatz von rund 3,5 Mrd. Dollar, rund 80 Prozent davon mit Chips für mobile Endgeräte. TSMC erlöste im gleichen Zeitraum 13,3 Mrd. Dollar.

Teil 2: Geschäft der Auftragsfertiger wächst schneller als die Branche