Der amerikanische Videodienst bietet seine Dienste künftig auch in Großbritannien und Irland an. In den USA hat Netflix Maßstäbe gesetzt - ein Europa muss sich der Dienst gegen harte Konkurrenten wie Amazon durchsetzen. von Thorsten Schröder, Hamburg
Der größte Online-Videodienst der USA expandiert nach Europa. Netflix gab am Montag den Einstieg in Großbritannien und Irland bekannt. Der Videodienst wolle dort innerhalb weniger Jahre "Millionen von Abonnenten" gewinnen, kündigte Firmengründer Reed Hastings in London an. Der Aktienkurs von Netflix legte an der Nasdaq zwischenzeitlich um mehr als acht Prozent auf über 90 Dollar zu.
In den USA hat Netflix mit seinem Streamingangebot zwar bereits Maßstäbe gesetzt und deutlich eher als die Konkurrenz den Trend zum Internetfernsehen erkannt. Der Europa-Start kommt aber ziemlich spät. Längst haben sich andere kapitalstarke Unternehmen auf diesem Markt in Stellung gebracht, allen voran der zum Onlineriesen Amazon gehörende DVD- und On-Demand-Service Lovefilm. Der Dienst hat inzwischen die Marke von zwei Millionen Abonnenten in Europa geknackt und ist auch auf dem deutschen Markt aktiv.
Zahl verkaufter internetfähiger Konsumelektronikgeräte
Noch steckt in Europa das Onlineangebot im Vergleich zu den USA in den Kinderschuhen. Allerdings soll der Markt einer Studie der Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers zufolge auch wegen der zunehmenden Verbreitung von internetfähigen Endgeräten in den kommenden vier Jahren um 24 Prozent auf rund 95 Mrd. Dollar wachsen.
Diesen Boom will sich Netflix-Chef Hastings nicht entgehen lassen. Noch ist ungewiss, ob und wann die US-Firma auf den deutschen Markt kommt. Der Gegenwind wäre aber groß. Neben Lovefilm gibt es zahlreiche weitere Konkurrenten wie Apples iTunes oder den zur Pro-Sieben-Sat-1-Gruppe gehörenden Video-on-Demand-Service Maxdome. Hinzu kommen die Mediatheken der Fernsehsender, die viele Inhalte ohne Aufpreis zur Verfügung stellen.
Die Folge: Während Netflix sich in den USA zum Start wertvolle Exklusivrechte sichern konnte, erhält heute angesichts der Konkurrenzlage kaum noch ein Anbieter die Rechte für Sendungen und Filme exklusiv. Zudem müssen die Verträge für jeden einzelnen Markt ausgehandelt werden.
In Großbritannien und Irland können Kunden von Netflix für umgerechnet 9,24 Euro im Monat künftig unbegrenzt Serien und Filme auf Endgeräte wie Fernseher, Computer oder Spielekonsolen streamen. Angesichts stark steigender Preise für die Inhalte wird das Durchsetzungsvermögen der Anbieter nach Meinung von Branchenkennern vor allem von den jeweiligen Cashreserven abhängen. Im Vorfeld des England-Starts hatten sich Netflix und die Amazon-Tochter eine regelrechte Bieterschlacht um attraktive Inhalte geliefert. Erst in der vergangenen Woche sicherte sich Lovefilm die Rechte an mehreren Sendungen der BBC und des britischen Fernsehnetzwerks ITV, um sich gegen den Start des US-Rivalen zu wappnen.
Die Kampfansage von Lovefilm macht es Netflix nicht eben leicht, um auf dem europäischen Kontinent zu expandieren. Die US-Firma ist mittlerweile in mehr als 40 Ländern vertreten. Auf dem wichtigen Heimatmarkt ringt das Unternehmen nach umstrittenen Strategiewechseln und erheblichen Preissteigerungen mit Imageproblemen und rückläufigen Abonnentenzahlen.
In den vergangenen zwölf Monaten rutschte der Aktienkurs um mehr als 50 Prozent nach unten. Bei der Vorlage der Geschäftszahlen im September hatte Netflix-Chef Hastings die Investoren bereits darauf vorbereitet, dass man 2012 rote Zahlen schreiben werde - auch wegen des Starts in Großbritannien. Auch deshalb liegen weitere Expansionspläne auf Eis.
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