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"Dem Regime mehr Zeit zum Morden verschafft"
Syrien-Beobachter der Arabischen Liga quittiert den Dienst
Syrien-Beobachter quittiert Dienst

"Dem Regime mehr Zeit zum Morden verschafft"

14 Tage war Anwar Malek mit der Arabischen Liga in Syrien unterwegs. Doch nicht das Ende der Gewalt beobachtete er, sondern die Machtlosigkeit gegenüber dem "bewaffneten Terror" des Assad-Regimes. Weil er nicht länger "Erfüllungsgehilfe" sein wollte, quittierte er den Dienst.

Von Ulrich Leidholdt, ARD-Hörfunkstudio Amman

Nach zwei Wochen hat es Anwar Malek gereicht. Der Algerier ist einer der gut 150 Beobachter, die die Arabische Liga nach Syrien geschickt hat - besser: Er war es. Denn aus Frust über seine Erfahrungen hat Malek den Dienst quittiert. Alles Lüge, das Ganze eine Inszenierung des Assad-Regimes, zieht er persönlich Bilanz im arabischen Fernsehsender Al Dschasira.

Audio: Alles Lüge - arabischer Beobachter in Syrien quittiert den Dienst

AudioUlrich Leidholdt, ARD-Hörfunkstudio Amman 11.01.2012 13:50 | 2'36
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"Mir ist klar geworden, dass ich zum Erfüllungsgehilfen des Regimes wurde und kein unabhängiger Beobachter war, der die Lage dokumentiert. Ich muss mir vorwerfen, dass ich dem Regime mehr Zeit zum Morden verschafft habe. Ich konnte das nicht verhindern. Die haben sogar ihre eigenen Leute umgebracht, um die Beobachter zu überzeugen, dass sie gegen bewaffneten Terror vorgehen müssen. Ich habe mich gefühlt wie ein Shabiha, wie einer dieser Schläger und Mörder des Regimes. Deshalb habe ich den Dienst als Beobachter quittiert."

Beobachtermission der Arabischen Liga (Foto: AFP) Großansicht des Bildes [Bildunterschrift: Rund 150 Beobachter hat die Arabische Liga nach Syrien geschickt. Sie sind gut erkennbar an ihren orangenen Jacken.]
Demolierter Jeep der Beobachtermission in Latakia (Screenshot) (Foto: Reuters) Großansicht des Bildes [Bildunterschrift: Da sich die Zustände nicht verbessern, richtet sich der Zorn einiger Syrer bereits gegen die Beobachter: Ein demolierter Jeep der Delegation.]
 

Beobachter von Brennpunkten ferngehalten

Malek wirft dem Regime vor, nicht einen Wunsch der Beobachter erfüllt zu haben. Stattdessen habe man sie getäuscht, zu Orten gebracht, wo es ruhig war, von Brennpunkten wurden sie ferngehalten. Syrische Fahrer und Geheimdienstbegleiter hätten ihre Informationen ausgenutzt, um nach ihrer Abfahrt gegen Informanten aus der Bevölkerung vorgehen zu können. 

Einige aus seinem Team seien um ein gutes Verhältnis zum Regime bemüht gewesen - deshalb hätten sie Heckenschützen einfach geleugnet. So weit geht der Generalsekretär der Arabischen Liga, Al Arabi, zwar nicht. Doch fiel seine Zwischenbilanz recht milde aus: "Panzer und schwere Waffen wurden aus den Städten abgezogen - nun gut. Es gibt noch Heckenschützen, aber die werden schon noch verschwinden."

Heckenschützen auf den Dächern, willkürliche Verhaftungen

Ex-Beobachter Malek hingegen hat Heckenschützen auf Dächern beobachtet - einmal habe er sogar Armeeoffiziere vor einem solchen Haus stehen sehen. Dass Panzer aus den Städten abgezogen wurden, sei auch eine Lüge. Sie würden getarnt und wieder eingesetzt, wenn die Beobachter verschwunden sind. Die angebliche Freilassung Gefangener sei eine bewusste Täuschung. Jene, die das Regime im Fernsehen präsentiert hat, seien Tage zuvor willkürlich von der Straße weg verhaftet worden. Ihre Freilassung sei eine Vorspiegelung falscher Tatsachen.

Malek hat in Syrien eine humanitäre Katastrophe erlebt, das Regime begehe eine ganze Serie von Kriegsverbrechen gegen das Volk. Seine Eindrücke passen zu Zahlen der UN. Die spricht von 40 Toten täglich seit Beginn der arabischen Beobachtermission. Nur ein Grund, warum Malek sich an der Farce nicht länger beteiligen mochte.

Stand: 11.01.2012 13:45 Uhr
 

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