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Merken   Drucken   16.01.2012, 21:23 Schriftgröße: AAA

Unglück der "Costa Concordia": Niederländer sollen Kreuzfahrtschiff bergen

Die "Costa Concordia" könnte bald auf 130 Meter Tiefe sinken. Das Bergungsunternehmen Smit soll das verhindern. Das Team hob bereits das Atom-U-Boot "Kursk". von Kathinka Burkhardt, Hamburg
Als wenn die Rettung nicht schwierig genug wäre: Nach zwei Tagen guten Wetters sind dunkle Wolken über der toskanischen Küste und damit über dem havarierten Kreuzfahrtschiff "Costa Concordia" aufgezogen. Nicht nur die Suche nach Vermissten musste wegen eines drohenden Gewitters unterbrochen werden, sondern auch die Arbeit des zuständigen Bergungsunternehmens Smit International. Die Ingenieure der niederländischen Firma sollen nicht nur eine Ölkatastrophe verhindern, sondern auch dafür sorgen, dass der Dampfer nicht von seiner Sandbank herunterrutscht. Denn dann droht das Schiff in 130 Meter Tiefe herabzusinken - eventuell für immer.
Unglück der "Costa Concordia" Bilder einer Katastrophe
Über ausreichend Erfahrung mit der Bergung von Schiffen verfügt Smit: Vor 170 Jahren wurde das Unternehmen in Rotterdam gegründet und gilt als eines der größten im Bereich maritimer Dienstleistung. Neben der 1987 im Ärmelkanal gesunkenen britischen Fähre "Herald of Free Enterprise", bei deren Untergang 193 Reisende ertrunken waren, war Smit auch für die Bergung der russischen K-141 "Kursk" im Jahr 2000 zuständig. Das Atom-U-Boot war damals in der Barentsee infolge einer Explosion gesunken, wobei 118 Seemänner ums Leben kamen. Knapp zwei Monate hatte Smit damals benötigt, das U-Boot zu heben. Dazu hatten die Ingenieure den Schiffsrumpf mit einer Seilsäge in zwei Teile zerlegt, bevor es mit einem Hochseeschlepper in den russischen Hafen von Murmansk gebracht werden konnte.
Neben der Bergung von Schiffen bietet Smit den Transport schwerer Fracht, Abschleppdienste, den Betrieb von Terminals, aber auch den Bau von Objekten im Wasser. So war Smit am Bau der Überbrückung des Großen Belt in Dänemark beteiligt. Nicht zuletzt wegen solcher Prestigeprojekte waren die Niederländer erfolgreich an der Börse gelistet - und weckten das Interesse anderer: 2010 kaufte der an der Amsterdamer Börse notierte niederländische Konzern Royal Boskalis Westminster das Unternehmen für rund 1,35 Mrd. Euro.
Die Karte basiert auf diesem Video: http://www.youtube.com/watch?v=aw4pVWYeplU. Das Video zeigt die Route, auf der die "Costa Concordia" kurz vor der Havarie entlang fuhr. Dafür wurden die AIS-Daten (Automatic Identification System) ausgewertet, die das Kreuzfahrtschiff ausgesendet hat. AIS-Daten enthalten unter anderem Informationen über die Position, Geschwindigkeit und Fahrtrichtung des Schiffes.
Der vor allem im Bereich Fahrrinnenausbau und Hafenvertiefungen beschäftigte Konzern meldete im dritten Quartal 2011 noch, dass das Geschäft mit der Bergung von Schiffen zuletzt relativ ruhig gewesen sei. Das dürfte sich nun ändern. Im Gegensatz zur "Kursk" mit etwa 15.000 Tonnen ist die "Costa Concordia" mit 114.500 Tonnen ein Schwergewicht. Wie viel die Bergung kosten wird, ist aufgrund eines möglichen Sturmes noch offen. Sollte es Smit gelingen, das Wrack zu stabilisieren, kann in den nächsten Tagen mit dem Abpumpen der 2380 Tonnen Öl begonnen werden, die die Küstenregion bedrohen. Danach muss das über 50 Meter lange Leck abgedichtet, Wassermassen abgepumpt und das Schiff hochgezogen werden. Erst wenn dies alles gelingt, kann an ein Abschleppmanöver gedacht werden.
  • Aus der FTD vom 17.01.2012
    © 2012 Financial Times Deutschland,
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