Die Commerzbank hatte in der Vorwoche erläutert, wie sie bis Ende Juni die von der EU-Bankenaufsicht EBA geforderte harte Kernkapitalquote von neun Prozent erreichen will. Im EBA-Stresstest wies die Commerzbank eine Lücke von 5,3 Mrd. Euro aus, nun möchte sie ihr hartes Eigenkapital sogar um bis zu 6,3 Mrd. Euro stärken. Etwa 3,1 Mrd. Euro soll der Abbau der risikogewichteten Bilanz einbringen, also die Verringerung jener Vermögenswerte, die mit hartem Eigenkapital zu unterlegen sind.
Dabei setzt die Commerzbank aber nicht nur auf Verkäufe. Rund 1 Mrd. Euro Kernkapital gewinnt sie nach FTD-Informationen aus Bankkreisen allein dadurch, dass sie für Kredite geringere Ausfallrisiken ansetzt. So sinkt das Risikogewicht, gleichzeitig steigt die Kernkapitalquote, ohne dass die Bilanzsumme schrumpft oder frische Eigenmittel zufließen. "Formal ist das korrekt und genügt laut Medienberichten auch den Anforderungen, die die Finanzaufsicht BaFin an die Bank stellt", sagt Konrad Becker, Analyst von Merck Finck. "Ob es unter Risikoaspekten vertretbar ist, kann ein Außenstehender nicht beurteilen."
Die Commerzbank ist kein Einzelfall. Nach dem Stresstest der EBA - dieser hatte den 70 größten europäischen Banken eine Kapitallücke von 109 Mrd. Euro unterstellt - hatten etliche Institute eine "Optimierung" ihrer Risikomodelle angekündigt. Darunter waren
Santander und
BBVA aus Spanien und die britischen Geldhäuser
Lloyds und
HSBC . Sie alle nutzen den Spielraum, den das Regelwerk Basel II bietet. Danach dürfen Banken für die Berechnung der zu erwartenden Verluste im Kreditgeschäft eigene Modelle nutzen. So können sie etwa die Ausfallwahrscheinlichkeit oder die Verlustquote im Schadensfall anhand eigener Erfahrungen selbst bestimmen. Die Modelle sowie Änderungen daran müssen aber von der jeweiligen Aufsicht genehmigt werden.