Alkoholfreie Getränke werben mit dem fehlenden Bestandteil - hier ein Warsteiner Premium Alkoholfrei
Doch auch nachdem die guten Vorsätze längst den Bach hinunter sind verkünden viele Lebensmittel weiter lautstark nicht, was sie enthalten, sondern was ihnen fehlt. Das stellt Marketingexperten vor die schwierige Frage: Wie verkauft man etwas, das gar nicht vorhanden ist?
Genuss und Konsum entsagen
Der Philosoph und Kulturkritiker Slavoj Zizek ergründet immer wieder die Tiefen so entstehender Paradoxa. In einem Essay schrieb er: "Heutzutage gibt es eine ganze Reihe Produkte auf dem Markt, die ihrer bösartigen Eigenschaft beraubt wurden: Kaffee ohne Koffein, Sahne ohne Fett, Bier ohne Alkohol. Es geht nicht mehr um den althergebrachten Begriff des 'richtigen Maßes' zwischen Vergnügen und Zwang, sondern um eine Art unmittelbares Zusammentreffen von Gegensätzen: Aktion und Reaktion sollen kongruieren, das, was Schaden anrichtet, soll bereits die Medizin sein. Das ultimative Beispiel dessen ist wohl ein Abführmittel in Schokoladenform."
Im Grunde wird den Kunden suggeriert, durch Genuss und Konsum Genuss und Konsum zu entsagen.
Marketing reagiert typischerweise mit Abwandlungen des Leitsatzes "weniger ist mehr" - schließlich wirken die beworbenen Produkte per Definition weniger stark. Doch Markenberater Robert Bean zufolge ist dabei die große Einschränkung, dass sich in diesem Fall der uralte Spruch "Sex sells" nicht anwenden lässt. "In Bezug auf alkoholfreie Getränke könnte man sogar sagen, das Produkt wurde sterilisiert oder kastriert", sagt er.