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Merken   Drucken   01.02.2012, 10:51 Schriftgröße: AAA

Anti-S&P: Debatte auf Ramschniveau

Kommentar Bis eine europäische Ratingagentur seriöse Bewertungen abgeben kann, werden noch Jahre vergehen. Doch selbst wenn ein neuer Anbieter kommt, wird nicht alles besser. Zu große Hoffnungen können nur enttäuscht werden. von Heinz-Roger Dohms
Beim Modethema europäische Ratingagentur ist es an der Zeit, zwischen Wunsch und Wirklichkeit zu unterscheiden. Denn der Wunsch, dass das Anti-S&P doch bitte, bitte kommen möge - und zwar möglichst sofort -, ist inzwischen so ausgeprägt, dass die Wirklichkeit ausgeblendet wird. Übrigens nicht nur in der Politik, sondern auch in den Medien.
Wozu das führt, zeigte sich vergangene Woche. Da hatte Markus Krall, der Mann hinter der Rating-Initiative der Unternehmensberatung Roland Berger, einer Zeitung gesagt, was er zuvor schon ein paar anderen Zeitungen gesagt hatte: dass er die 300 Mio. Euro Startkapital zwar anders als zunächst geplant noch nicht beisammen habe - dass es aber immerhin schon "soft commitments" gebe. In den kommenden Monaten gelte es nun, dieses Interesse der Investoren in fixe Zusagen umzumünzen.
Wie sieht die Euro-Zone in zehn Jahren aus?

 

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Die Zeitung formte daraus die Nachricht, 30 Banken, Versicherer und Börsen hätten sich bereiterklärt, die 300 Mio. Euro bereitzustellen. Agenturen und Websites destillierten daraus wiederum die Meldung "Europäische Ratingagentur geht im zweiten Quartal an den Start". Auch die weiteren Etappen, dieser Eindruck entstand, stünden fest: Ende 2012 kämen die ersten Länderbewertungen. Anfang 2013 die ersten Unternehmensratings. Dann fliegt das Ding.
So weit der Wunsch. Nun zur Wirklichkeit.
Die sieht so aus, dass man Krall zutrauen darf, das nötige Geld einzutreiben - vielleicht sogar schon in den nächsten Wochen. Bisher hat sich zwar noch kein Geldgeber öffentlich bekannt, was aber daran liegen mag, dass manche Investoren sagen: Wir machen mit - allerdings nur, wenn die anderen es auch tun.
Trotzdem ist die Investorensuche kein Selbstläufer. Dem Berger-Plan zufolge soll die neue Ratingagentur als Stiftung konzipiert sein. Die Investoren dürfen also auf keine satten Gewinne spekulieren, wie es bei einer Wagniskapitalfinanzierung sonst üblich ist. Stattdessen werden sie höchstens eine eher symbolische Rendite einstreichen, sobald sich die Stiftung aus dem Cashflow selbst tragen und den Einsatz zurückzahlen kann.
Das heißt: Die Investition ist keine unternehmerische, sondern eine politische. Mal sehen, wer sich die leisten will. Ein paar philanthrope Privatbanker? Einige von der Politik gedrängte Landesbanker? Ackermann? Der wurde jüngst so zitiert: "Grundsätzlich würde ich es begrüßen, wenn es eine europäische Ratingagentur gäbe." Auf die Frage, ob sich daraus eine Beteiligungszusage ableiten lässt, erwidert die Deutschen Bank, der Äußerung sei nichts hinzuzufügen. Offene Unterstützung sieht anders aus.
Aber angenommen, es finden sich tatsächlich 30 Spender, die die eher überschaubare Summe von jeweils 10 Mio. Euro aufbringen. Was dann?

Teil 2: Mitarbeiter sind das wichtigste Asset

  • Aus der FTD vom 01.02.2012
    © 2012 Financial Times Deutschland,
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