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Merken   Drucken   27.01.2012, 11:27 Schriftgröße: AAA

Refinanzierung der Krisenländer: Zu früh zum Aufatmen

Leitartikel Die europäischen Schuldenstaaten können sich günstiger als bisher refinanzieren. Soweit, so gut. Doch sollten die Marktteilnehmer nicht zu euphorisch werden. Der endgültige Preis für die Rettung der Pleitekandidaten steht noch nicht fest.
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Was wäre es schön, wenn man es jetzt schon schreiben könnte: "Die Krise ist überstanden." Oder zumindest: "Alles gar nicht so schlimm." Oder: "Seht ihr - es geht doch!" Am Donnerstag haben die Italiener kurz 4,5 Mrd. Euro eingesammelt für gerade mal 3,763 Prozent - über einen Prozentpunkt weniger, als sie noch vor vier Wochen für ähnliche Ausleihungen zahlen mussten. Und der geringste Zinssatz für solche Bonds seit August 2011! Auch am Sekundärmarkt sinken die Anleiherenditen für Angstpapiere aus Italien und Spanien stark. Der Renditeabstand zu Bundesanleihen verringert sich schon seit einiger Zeit.
Ist das nicht alles wunderbar? Hatten wir einfach nur übertrieben mit den Warnungen, dass die Refinanzierung des südeuropäischen Schuldenbergs auf der Kippe steht?
Leider nein. Und leider sind die positiven Signale, die in jüngster Zeit von den Märkten kommen, im besten Fall kleine Hoffnungszeichen, dass die Investoren wieder vertrauensvoller werden. Im schlimmsten Fall aber sind sie nur ein Strohfeuer, angefacht vom 500-Mrd.-Euro-Tender, den die Europäische Zentralbank kürzlich über die Banken ausschüttete. Und von den anderen geldpolitischen Ermutigungen der EZB.
Die nächste und größere Bewährungsprobe steht am kommenden Montag an, wenn Italien versucht, mit lang laufenden Papieren bis zu 8 Mrd. Euro einzunehmen. Selbst wenn das erfolgreich verläuft - das heißt zu einem Zinssatz, der auch tragfähig ist für das Land -, sollte man nicht in Euphorie verfallen. Der Januar ist nämlich noch der einfachste Monat im Refinanzierungsmarathon der Italiener, die 2012 insgesamt rund 360 Mrd. Euro am Kapitalmarkt einsammeln müssen. Erst im April könnte man frühestens Entwarnung für die Italiener geben.
Und selbst dann ist es mehr als fraglich, ob die harte Sparpolitik, mit der in den Peripheriestaaten der Euro-Zone das Vertrauen der Märkte gewonnen werden soll, tatsächlich wie erwartet auch langfristig goutiert wird. Denn auch Investoren sind daran interessiert, dass einem Land nicht die wirtschaftliche Basis für den Schuldendienst durch eine allzu strenge Austeritätspolitik entzogen wird. In diesem Jahr zum Beispiel, so schätzt der Internationale Währungsfonds, schrumpft die Wirtschaftskraft Italiens um 2,2 Prozent. Kein Signal, dass Anleihekäufer sonderlich ermutigt, in dieses Land zu investieren.
Zu der prozyklischen europäischen Krisenpolitik kommen noch zahlreiche weitere Unsicherheitsfaktoren, die uns noch länger hindern werden, Entwarnung zu geben, selbst wenn die eine oder andere Anleiheauktion positiv verläuft: Rettungsschirme zum Beispiel, die immer zu klein ausfallen. Oder Pleitekandidaten, die vor sich hin siechen und uns immer neu raten lassen, was ihre Rettung kosten wird.
  • Aus der FTD vom 27.01.2012
    © 2012 Financial Times Deutschland,
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  • Euro-Krise: Ein Sparkommissar für Griechenland wäre machtlos

    Die Idee ist ja nett: Ein europäischer Aufseher soll die Griechen das Sparen lehren und in der Staatskasse mal so richtig aufräumen. Leider scheitert sie an der Realität. Athen braucht einen Ratgeber, keinen Aufpasser. mehr

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