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Merken   Drucken   16.02.2012, 11:40 Schriftgröße: AAA

Portfolio: Betriebsrenten-Lobby redet Riester schlecht

Metallrente-Chef Heribert Karch kritisiert die Bevorzugung der Riester-Rente durch die Politik. Er wirbt für die betriebliche Altersversorgung als günstigere und einfachere Lösung. von Martin Reim 
Der Start der Riester-Förderung jährt sich 2012 zum zehnten Mal. Für gute Laune sorgt das Jubiläum aber keineswegs. In den letzten Monaten gab es heftige Kritik von Verbraucherschützern und Wissenschaftlern. Nun gerät die staatlich geförderte Vorsorgeart auch noch unter Beschuss der Konkurrenz. Die gleichfalls subventionierte betriebliche Altersvorsorge (bAV) sei "deutlich effizienter" als die Riester-Rente, sagt Heribert Karch, Vorsitzender des Lobbyverbands AbA und Geschäftsführer von Metallrente, dem größten branchenübergreifenden Versorgungswerk hierzulande.
Karch fordert ein Umsteuern der Bundesregierung. Riestern werde vonseiten der Politik "in der öffentlichen Darstellung einseitig bevorzugt - zu Unrecht". Die bAV wurde zeitgleich mit dem Riester-Start 2002 reformiert. Seither haben die meisten Arbeitnehmer einen Rechtsanspruch, Teile ihres Entgelts in einen Rentenvertrag einzuzahlen. Zumeist handelt es sich dabei um eine Versicherungspolice. Bei bAV-Kontrakten lägen die Abschlusskosten zumeist wesentlich niedriger als bei der Riester-Rente, sagt Karch. Wenn man in einen Kollektivvertrag etwa bei der Metallrente einsteige, betrage die Provision 1,6 Prozent, verglichen mit häufig genannten vier Prozent und mehr bei Riester-Policen.
Die bAV bringe bei der Rendite "sicherlich bessere Ergebnisse", sagt Karch mit Blick auf eine skeptische Riester-Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts DIW vom Herbst. Deren Ergebnis: Wer in einen Riester-Vertrag einzahle, könnte sein Geld oft genauso gut in den Sparstrumpf stecken. Allerdings waren bei der Kalkulation die Zulagen weggelassen und nur eine Mindestverzinsung angesetzt worden.
Zudem sei das Zulagesystem bei Riester "zu kompliziert und fehleranfällig", sagt Karch. Er verweist auf eine Studie der Fondsgesellschaft Union Investment, wonach ein Viertel aller Riester-Sparer nicht die komplette Förderung und ein weiteres Viertel gar keine Zulagen in Anspruch nimmt. Bei Riester müsse man jedes Jahr seinen Vertrag prüfen und gegebenenfalls anpassen, um seine Förderung zu behalten. Der Mechanismus bei der bAV sei hingegen "verblüffend einfach, sodass man nicht viel erklären muss". Bei der Entgeltumwandlung in der bAV wird bei Vertragsbeginn festgelegt, welcher Anteil des Gehalts abgezogen wird. Danach sind kaum Neujustierungen mehr nötig. Maximal sind steuer- und sozialabgabenfreie Einzahlungen von vier Prozent des Bruttogehalts pro Jahr möglich, höchstens 2688 Euro. Für Kontrakte, die seit Anfang 2005 abgeschlossen wurden, sind Einzahlungen von weiteren 1800 Euro steuerfrei, aber sozialabgabenpflichtig. Bei Riester sind inklusive Zulagen maximal 2100 Euro pro Jahr steuerfrei.
Unterstützung von Hans Eichel
Nach Ansicht von Karch wäre eine stärkere Verbreitung der bAV gesamtwirtschaftlich wichtig, weil das die Rücklagen fürs Alter erhöhe. Im Schnitt würden in einen bAV-Vertrag jährlich 1200 Euro eingezahlt, in einen Riester-Vertrag inklusive Zulagen 800 Euro. Angesichts solcher Zahlen sollte die Bundesregierung "verstärkt auf Existenz und Vorteile der betrieblichen Altersvorsorge hinweisen", sagt Karch. Unterstützung kommt von Hans Eichel. Der ehemalige Bundesfinanzminister sagte der FTD-Schwesterzeitschrift BÖRSEonLINE, die bAV sei im Vergleich zur Riester-Rente "nicht so kompliziert, und die möglichen Förderungen sind höher". Eichel hatte die Reform der bAV verantwortet.
  • FTD.de, 16.02.2012
    © 2012 Financial Times Deutschland,
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