Ranieri folgte im September auf den entlassenen Gian Piero Gasperini. Seine erfolgreiche Strategie war, Inter defensiv wieder Stabilität zu verleihen. An der vermeintlich simplen Aufgabe, die von ihren Verletzungen genesenen Spitzenspieler Wesley Sneijder und Diego Forlán wieder ins Team zu integrieren, scheiterte der 60-Jährige jedoch. Vor allem mit Sneijder - hinter den beiden Stürmern - verlor die Mannschaft plötzlich ihr Gleichgewicht im Mittelfeld und wurde für Konter anfällig, wie zuletzt bei der 0:3-Heimniederlage gegen den FC Bologna. Präsident Massimo Moratti verließ für ihn völlig unüblich eine halbe Stunde vor Spielende das Stadion und verpasste so die Gesänge, mit denen José Mourinho gefeiert wurde. Doch seit dem Wechsel des portugiesischen Trainers zu Real Madrid hat Moratti keine Ruhe mehr. Der Präsident wirkt ratlos angesichts der Aufgabe, die Vereinsbilanz mit Spielerverkäufen im Hinblick auf das Finanz-Fair-Play der Uefa in Ordnung zu bringen - und gleichzeitig den Ansprüchen der Vergangenheit gerecht zu werden. Ranieri ist bereits der vierte Coach nach Mourinho.
Um seinen Job zu retten, wird der Trainer den holländischen Spielmacher gegen Marseille wohl auf die Bank setzen. "Singt nicht meinen Namen, sondern den von Ranieri und der Spieler", ließ Mourinho aus Madrid wissen. Manchen Inter-Anhängern hat es hingegen völlig die Sprache verschlagen. Ein neun Jahre alter Grundschüler ist zum Symbol für die neuen Leiden des alten Inter Mailand geworden. Während des Bologna-Spiels hielt er stumm einen Banner in die Höhe, auf dem geschrieben stand: "Könnt ihr wieder gewinnen? Sonst werde ich in der Schule verspottet! Danke, Filippo."