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Merken   Drucken   29.02.2012, 14:39 Schriftgröße: AAA

Ökonomie: Uns fehlen die Querdenker

Kommentar Die meisten deutschen Volkswirtschaftler hängen uralten Lehren an. Das muss sich ändern. von Martin Kaelble 
Die Finanzkrise hat die gängige Wirtschaftslehre ins Wanken gebracht. Der Glaube an perfekte Märkte, an strikte Rationalität der Wirtschaftsakteure lässt sich mit der Realität der Krise, geprägt von Herdentrieb und Übertreibungen, kaum in Einklang bringen. Die Wirtschaftswissenschaft befindet sich deshalb im Wandel. Allein in Deutschland tut man sich mit dem Umbruch jedoch schwer.
Manch deutscher Wirtschaftsprofessor vertritt in Talkshows eine nationale Gartenzwergökonomie aus D-Mark-Zeiten, die die Realität der Krise zu ignorieren scheint. Bei einigen Ökonomen regiert offenbar eine Art Fundamentalismus - man klammert sich fest an dogmatischen Grundprinzipien, die eine komplexe Welt vereinfachen, und wehrt sich vehement gegen Aufklärung. Das Streben nach einer reinen Lehre, nach theorielastigen Positionen, erdacht in einem wissenschaftlichen Elfenbeinturm - all das ist verbreitet unter deutschen Volkswirtschaftlern.
Nobelpreisträger Paul Krugman   Nobelpreisträger Paul Krugman
Die Weiterentwicklung der Ökonomie ist dabei irgendwo zwischen Preisstabilität, Ordnungspolitik und Privatisierungsplädoyers stehen geblieben. Für Pragmatismus und Pluralismus ist wenig Platz. Das führt zunehmend in die Isolation. Ist es doch die Meinungsvielfalt, die für Bewegung und Weiterentwicklung sorgt.
Und während man sich hierzulande im ökonomischen Einheitsdenken übt, haben andernorts Ökonomen ihre Profession längst radikal hinterfragt - und zwar nicht erst seit der Finanzkrise 2008. Bereits in den 90er-Jahren, während der Asien-Krise, begannen in den USA Denker wie Joseph Stiglitz  oder Paul Krugman , den gängigen Glauben an effiziente Märkte offen infrage zu stellen und leiteten damit einen Paradigmenwechsel ein.
Heute tummeln sich an Amerikas Top-Universitäten ganz unterschiedliche Denkrichtungen. In Harvards Wirtschaftsfakultät lehrt ein konservativer Martin Feldstein Tür an Tür mit einem Verhaltensökonomen wie David Laibson, einem Pragmatiker wie Lawrence Summers  oder einem Neokeynesianer wie Greg Mankiw, der nebenbei den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney  berät. Viele amerikanische Starökonomen wären in Deutschlands VWL-Landschaft allerdings Außenseiter. Und Außenseiter haben es in den deutschen Fakultäten lange besonders schwer gehabt.

Teil 2: Pragmatische Schritte passen nicht zum deutschen VWL-Mainstream

  • FTD.de, 29.02.2012
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Kommentare
  • 29.02.2012 21:31:10 Uhr   Ariande: Querdenker

    Dieser Geist wird in Deutschland kaum Einzug halten, weil den Menschen nicht bewußt ist, in was für einem Unrechtsstaat wir leben.
    DaKontrollmechanismen verloren gegangen sind haben deutsche Politiker den rechtslosen Raum nach der Wende schamlos ausgenutzt.
    So kann man keinem Menschen vermitteln, wieso Menschen die 30 oder 40 Jahre an der Maschine gestanden haben oder andere Tätigkeiten zu Hungerlöhnen ausgeführt haben weniger Rente bekommen als Grundsicherungsrentner.
    Jeder Sozialrenter, Grundsicherungsrentner, Hartz - IV-Empfänger wird aufgestockt.
    Gesetzliche Rentner bekommen wenn das Geld nicht mehr reicht wenn sie Glück haben Wohngeld.
    Das heißt das also alle Menschen die nicht in die Kassen eingezahlt haben so vom Staat aufgestockt werden,dass sie das gleiche Geld erhalten wie Rentner die jahrelang eingezahlt haben.So wird die Arbeit der Rentner die eingezahlt haben gar nicht gewürdigt.
    Hier können sich dann auch Menschen die Kinder aufgezogen haben aber nie in die Kassen eingezahlt haben über Kinderlose aufregen, die Ihre eigenen gesetzliche Rente beziehen, nicht aufgestockt werden und weniger Geld zur Verfügung haben als sie, die kaum beruflichen Tätigkeiten nachgegangen sind.
    Ich habe das nie verstanden dass im Grunde genommen durch die Tatsache das Vater Staat die Verantwortung für Eltern in so einem Ausmaß übernimmt dieses System ja noch gefördert wird.
    Den Menschen wird ja seit der Wende beigebracht dass sich Leistung nicht lohnt.
    In meinen Augen haben die Ökonomen die unterschiedlichen Systeme DDR und BRD nicht richtig untersucht.
    Durch die Wiedervereinigung haben die Menschen in der ehemaligen DDR zum Erstenmal Geld für Erwachsene erhalten, das gab es vorher nicht.
    Die Vermittlung in Arbeit lief nicht über die Arbeitsämter.
    Nun gibt es praktisch Geld für Erwachsene, für Kinder und darüber hinaus noch alles Mögliche für umsonst.
    Als ich 1989 nach Westdeutschland ausgereist bin, war hier schon Sparen angesagt, da die Westdeutschen schon wußten, dass das System in der Form nicht bezahlbar ist.Das was dann nach dem Mauerfall gemacht wurde ist noch mehr verteilen.
    Wenn unsere Eltern damals Hilfen in dieser Form erhalten hätten, wäre ja auch uns mehr geworden.
    Alleine die Tatsache, dass dann automatisch Computer im Kinderzimmer stehen, die die Altengeneration
    sich ersparen mußte, um sich diesenganzen Medien zu widmen ist doch sehr verwirrend.
    Es besteht dringender Handlungsbedarf, nötig um Schlimmeres zu verhindern, denn meiner Einsicht nach ziehen sie alle in den Strudel mit hinein.
    Mit dieser Einstellung wird auch kein Unternehmer mehr Menschen dazu bewegen für ihn 8 Stunden an der Maschine zu stehen denn es lohnt sich ja doch nicht.
    Ein eckelhaftes kleines Land auf der Landkarte diese DDR - ein ganz schwarzes Loch mit einem Haufen Perverser.

  • 29.02.2012 20:40:12 Uhr   DrBalthar: VWL war noch nie und wird nie
  • 29.02.2012 17:25:34 Uhr   28franzl: Im Westen auch nichts Neues
  • 29.02.2012 17:12:06 Uhr   Dr.NorbertLeineweber: Dr.NorbertLeineweber zur ökonomischen Wissen...
  • 29.02.2012 16:47:42 Uhr   Konservierungsstoff: Fragwürdig
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