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Agenda: Russischer Frühling

Die Protestbewegung in Russland ist ein Aufbegehren gegen Staatswillkür, Unterdrückung und Mafiastrukturen. Und sie ist eine Gefahr für das System Putin. Eine Reise durch ein enttäuschtes Land, das am Sonntag seinen Präsidenten wählt.

Premium Die Protestbewegung in Russland ist ein Aufbegehren gegen Staatswillkür, Unterdrückung und Mafiastrukturen. Und sie ist eine Gefahr für das System Putin. Eine Reise durch ein enttäuschtes Land, das am Sonntag seinen Präsidenten wählt. von Andrzej Rybak Moskau

Narben. Aus den Jahren unter Wladimir Putin sind Narben geblieben. Georgi Udalzow zeigt seinen Kopf. An mehreren Stellen wachsen keine grauen Haare mehr, hier war die Haut nach den Schlägen aufgeplatzt. Dreimal wurde der Unternehmer in den vergangenen drei Jahren lebensgefährlich zusammengeschlagen, immer wieder wurde er bedroht, schikaniert, sein Geschäft wurde sabotiert. "Doch ich gebe nicht auf", sagt er.

Udalzow besitzt vier Apotheken in Schelesnodoroschny, einem Vorort von Moskau. Er sieht nicht aus wie ein Unternehmer, er trägt einen gemusterten braunen Pullover mit rundem Ausschnitt und viel zu kurzen Ärmeln. Früher, da war er mal Armeeflieger, als junger Mann flog er Einsätze nach der Atomkatastrophe in Tschernobyl. Er war bereit, für sein Land zu sterben.

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, unter Boris Jelzin, wurde Udalzow Unternehmer, er handelte mit allem, was sich verkaufen ließ, zahlte "wie jeder damals" Schutzgeld an die Mafia. Seine Apotheke wuchs und wuchs, die Menschen aus Schelesnodoroschny kauften bei ihm ihre Tabletten. Dann kam Putin, und mit der Zeit wurde alles immer schlimmer. "Hier, in Schelesnodoroschny, sind die Beamten und die Mafia eine Allianz eingegangen", klagt Udalzow. "Sie kontrollieren die gesamte Wirtschaft, unabhängige Firmen werden zur Aufgabe gezwungen." Notfalls mit Gewalt.

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Aus der FTD vom 29.02.2012
© 2012 Financial Times Deutschland,

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