Trotz Plattitüden und Patzern: In seinem Heimatstaat erobert der Multimillionär seinen Favoritenstatus zurück. Entspannt kann er deshalb noch lange nicht auf den bevorstehenden Super Tuesday blicken.
von Sabine Muscat
Für Mitt Romney hatten die Bäume in Michigan also doch die richtige Höhe. Bis zuletzt hatte es ausgesehen, als könnte der angeschlagene Favorit für die Präsidentschaftskandidatur der US-Republikaner die Vorwahl in seinem Heimatstaat verlieren. Während der rechtskonservative Rick Santorum um die Seele der Arbeiterklasse in dem Autostaat warb, stolperte der Multimillionär Romney von einer Peinlichkeit zur nächsten: In seinem Eifer, sich als Autonarr zu zeigen, rutschte ihm heraus, dass seine Frau "ein paar Cadillacs" fahre. Zu dem Staat, in dem er aufgewachsen ist, erging er sich in Plattitüden. "Ich liebe Michigan", sagte er in mehreren Wahlkampfreden. "Die Bäume haben genau die richtige Höhe."
Rechtskonservativer Rivale: Rick Santorum
Am Ende hat es trotzdem gereicht. "Wir haben nicht hoch gewonnen, aber hoch genug, und das reicht", sagte ein sichtlich erleichterter Romney am späten Dienstagabend nach der Auszählung der Stimmen. In Michigan wurde es wie erwartet knapp - aber am Ende gewann Romney mit drei Prozentpunkten Vorsprung vor Santorum. Arizona, der andere Staat, der am Dienstag wählte, war schon früh am Abend an ihn gefallen. Dort lag er mit 48 Prozent der Stimmen uneinholbar vorne.
Die Schlacht ist damit noch nicht geschlagen. Am "Super Tuesday" am kommenden Dienstag stimmen zehn Bundesstaaten gleichzeitig ab. Fest in Romneys Camp sind dabei bisher nur Vermont und Massachusetts, wo er Gouverneur war. In den anderen Staaten wird er nicht nur von Santorum bedrängt, sondern auch von seinem anderen Widersacher Newt Gingrich. Gingrich, der im Januar den Südstaat South Carolina gewonnen hat, setzt auf einen Sieg in seiner Heimat Georgia. Auch in den Südstaaten Tennessee und Oklahoma muss Romney mit Problemen rechnen. Virginia dürfte er gewinnen, weil seine Widersacher es dort nicht auf den Wahlzettel schafften.
Als größter Preis aber gilt Ohio, der demographisch heterogene Staat im Mittleren Westen, der auch bei der Präsidentenwahl eine wichtige Rolle spielen wird. Bisher liegt Santorum dort in Führung - und lenkt das Schlaglicht damit weiterhin auf Romneys größte Schwäche: die Unfähigkeit, einen Draht zum kleinen Mann zu finden. Noch eine Gefahr lauert in Ohio: Der Staat, ein Zentrum der Arbeiterklasse wie Michigan, hat einen höheren Anteil an religiösen Wählern. Und die könnten den bibeltreuen Christen Santorum dem Mormonen Romney vorziehen.
Allerdings könnte Santorum seinen Zenith überschritten haben. Thematisch ist er zu einseitig auf Gott und Familienwerte ausgerichtet. Mit seinen wissenschaftsfeindlichen Positionen ist er zuletzt sehr über die Stränge geschlagen. In Santorums Welt hat Satan die USA im Visier, der Klimawandel ist eine Erfindung von Politikern und Obama ist ein Snob, weil er Jugendlichen den College-Besuch empfiehlt. Das ist selbst manchem gläubigen Christ zu viel.
Für Romney wird es in Ohio jedoch nicht reichen, auf Santorums Selbstdemontage zu hoffen. Er muss zeigen, dass er die Wähler in dem Staat tatsächlich davon überzeugen kann, dass er kein Snob ist und dass er auf ihrer Seite steht. Denn nur wer das schafft, kann die Wahl im Herbst gewinnen.
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