FTD.de » Politik » Konjunktur » Melvyn Krauss - Das Geld der Wähler schützt man anders

Merken   Drucken   29.02.2012, 19:03 Schriftgröße: AAA

Europäische Schuldenkrise: Melvyn Krauss - Das Geld der Wähler schützt man anders

Kommentar Noch wehrt sich Deutschland gegen einen größeren Rettungsschirm in der Krise. Doch das ist unsinnig. von Melvyn Krauss
Melvyn Krauss ist emeritierter Wirtschaftsprofessor der New York University.

Einmal mehr schürt die Debatte über die Brandmauer, die ein Übergreifen der Krise von Griechenland auf die anderen Peripherieländer verhindern soll, Zweifel. Ist Deutschland wirklich bereit, Führung in der Europäischen Union zu übernehmen?
Melvyn Krauss   Melvyn Krauss
Berlin besteht darauf, dass 500 Mrd. Euro die Obergrenze für den neuen ständigen Rettungsfonds sein soll, obwohl alle anderen - einschließlich Deutschlands Kampfgefährten Finnland und die Niederlande - die Brandmauer auf mindestens 750 Mrd. Euro aufstocken wollen.
Was nutzt eine Brandmauer, die zu klein ist? Erkennt Deutschland denn nicht, dass durch eine Mauer unbestrittener Stärke die Bedrohung des Euro durch Griechenland geringer wird? Und doch weigert sich Bundeskanzlerin Angela Merkel einzulenken, denn sie will ihren Leuten zu Hause zeigen, dass sie das Geld der Deutschen schützt.
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Tatsächlich aber würde deutsches Geld besser geschützt, wenn die Kanzlerin mehr zusagt, um die Brandmauer zu stärken. Hier geht es um Glaubwürdigkeit und Abschreckung. Je mehr Geld für den ständigen Rettungsfonds zugesagt wird, desto größer ist dessen Glaubwürdigkeit und desto weniger wird er wohl genutzt werden müssen.
Doch die Innenpolitik erschwert Merkel, das Richtige zu tun - und Deutschland bekommt obendrein eins auf die Nase. Vergangenes Wochenende auf dem G20-Gipfel in Mexiko-Stadt wurde Deutschland enorm unter Druck gesetzt, den Beitrag zu erhöhen. Insbesondere die USA und der Internationale Währungsfonds (IWF) arbeiten eng zusammen, um Merkel dazu zu bewegen, den Einsatz zu erhöhen.
Vor Kurzem wurde US-Präsident Barack Obama auf einer privaten Spendenveranstaltung in Kalifornien gefragt, was im Vorfeld der Präsidentschaftswahl im November seine größte Sorge sei. Es heißt, er habe "Europa" geantwortet. Da überrascht es nicht, dass US-Finanzminister Tim Geithner Deutschland drängt, das Engagement für den Rettungsfonds zu verstärken. Es heißt, er soll zu diesem Zweck auch IWF-Chefin Christine Lagarde ins Boot geholt haben.
Vergangene Woche bekräftigte Lagarde, sie binde ihre Unterstützung für eine Erhöhung der IWF-Ressourcen - was Deutschland wünscht, denn je mehr der IWF hat, desto mehr kann er Europa geben - an einen größeren Rettungsfonds für die Euro-Zone. Spielt Deutschland also bei einer größeren Brandmauer nicht mit, spielen auch Lagarde und der IWF nicht mit.
Wer ist der Sieger in diesem Kräftemessen? Bestimmt nicht der Euro. Da Merkel bereit ist, eine zu schwache Brandmauer zu riskieren, hat sich die ganze Welt gegen sie vereinigt. Das ist nicht die Art Führung, die die Welt von Europas größter Wirtschaftsmacht erwartet.
  • FTD.de, 29.02.2012
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Kommentare
  • 29.02.2012 21:31:51 Uhr   NoBonds: Unsinn

    Es gilt die Haftungssumme für Deutschland zu beschränken, wenn andere Länder bereit sind mehr bei zusteuern - dann nur zu. Es kann einfach nicht sein, dass die Kapitalflucht aus den Südländern vom Steuerzahler abgesichert wird. Wenn der Euro so nicht überlebensfähig ist, dann weg damit!

  • 29.02.2012 21:29:09 Uhr   MTH: Falsche Debatte
  • 29.02.2012 20:45:35 Uhr   Manilensis: Sparmaßnahmen
  • 29.02.2012 20:01:12 Uhr   Hans-Werner Lange: Der Unsinn muss ein Ende haben!
  • 29.02.2012 19:43:25 Uhr   Scratch: Brandmauer aus Brandbeschleuniger
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