Die japanische Finanzaufsicht hat den Vermögensverwalter AIJ für einen Monat dicht gemacht. Fast 1,7 Mrd. Euro an Pensionen sollen verschwunden sein. Nun überprüft die Regierung alle Vermögensverwalter des Landes - aus Angst, dass es noch mehr Fälle geben könnte.
von Frank Bremser
Die Japaner sorgen sich um ihr Geld. Die Finanzaufsicht des Landes überprüft derzeit alle 265 Vermögensverwalter, wie es mit dem von ihnen betreuten Vermögen steht. Je nachdem, was die Vermögensverwalter auf die an sie geschickten Fragebögen antworten, würden einzelne Firmen genauer überprüft. Die Aufsicht fragt nach dem verwalteten Vermögen, wie es angelegt ist, wie das Unternehmen generell arbeitet und ob es in der Vergangenheit Beschwerden von Kunden gegeben habe. Auslöser dieser Untersuchung ist der mögliche Verlust von 183 Mrd. Yen (1,7 Mrd. Euro) bei AIJ Investments - das ist fast das gesamte verwaltete Vermögen des Unternehmens.
Auch nach dem Tsunami vom März 2011 will AIJ noch Geld an der japanischen Börse verdient haben
Bereits in der vergangenen Woche hatte die japanische Finanzaufsicht dem Vermögensverwalter für einen Monat sämtliche Geschäfte untersagt, um zu prüfen, wo das Geld hin ist, das das Unternehmen für Pensionsfonds verwalten sollte. Ein Vertreter der Aufsicht sagte, dass die AIJ-Verantwortlichen nicht in der Lage gewesen seien, zu erklären, wie die Portfolios ihrer Fonds und deren Wert aussähen. Bislang ist AIJ noch nicht von der Aufsicht angeklagt worden.
Betroffen sind bei AIJ fast 100 Pensionsfonds vor allem von kleineren Unternehmen. Nach Angaben der Zeitung "Nikkei" haben die meisten der betroffen Unternehmen eine so dünne Finanzdecke, dass sie einen Verlust ihrer Pensionsrücklagen nur schwer oder gar nicht verkraften können. "Wir betrachten das als sehr ernsten Fall. Indem wir jetzt alle Firmen untersuchen, wollen wir mögliche Probleme komplett aufdecken", sagte ein Vertreter der japanischen Finanzaufsicht.
Lange Zeit galt AIJ als Vorzeigeunternehmen - bis die japanische Wirtschaftszeitung "Nikkei" den Milliardenverlust aufdeckte. Bis dato hatte der Vermögensverwalter Kunden mit hohen Renditen gelockt. AIJ hatte nach eigenen Angaben auch noch Geld verdient, als japanische Aktien nach dem Tsunami vom 11. März einbrachen. Inzwischen geht die Furcht um, dass der Vermögensverwalter ein Schneeballsystem aufgebaut hat oder dass die Gelder schlicht veruntreut worden seien.
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