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29.02.2012, 19:56
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Angeschlagener Hypothekenkonzern:
Fannie Mae reißt immer größeres Finanzloch
Ein Streit mit der Bank of America sorgt bei Fannie Mae für weiteren Kapitalbedarf. Im Konflikt um den Rückkauf fauler Kredite ruft der Hypothekenkonzern die Regierung zur Hilfe. Knapp 5 Mrd. Dollar sollen her.
Der in der Finanzkrise verstaatlichte Hypothekenkonzern
Fannie Mae will die US-Regierung nach einem Verlust im vierten Quartal um weitere Hilfen bitten. Nötig seien noch einmal 4,6 Mrd.
Dollar , teilte das Institut am Mittwoch mit. Im vierten Quartal verbuchte Fannie Mae einen Verlust von 2,4 Mrd. Dollar. Damit summierte sich das Minus im Gesamtjahr 2011 auf 16,9 Mrd. Dollar. Ein Jahr zuvor war ein Verlust von 14 Mrd. Dollar angefallen. Faule Kredite in den Büchern des Konzerns und der nach wie vor schwache Immobilienmarkt erschweren die Rückkehr in die Gewinnzone.
Die SEC wirft Fannie Mae vor, Risiken heruntergespielt zu haben
Grund für die weiteren Staatshilfen sei ein Streit mit der
Bank of America , erläuterte Fannie Mae. Sollte es nicht zu einer Einigung kommen, müsste der Konzern an den Staat herantreten. Fannie Mae und die kleinere
Freddie Mac vergeben ihre Kredite nicht direkt an Kunden, sondern sie kaufen den Banken Hypotheken ab oder versichern sie. Die Bank of America hatte in der vergangenen Woche angekündigt, wegen eines Streits über den Rückkauf von faulen Krediten keine Hypotheken mehr an Fannie Mae zu veräußern.
Der Chef des staatlich gestützten Hypothekenfinanzierers, Michael J. Williams, hatte bereits Anfang Januar angekündigt, seinen Posten zu räumen. Bis zur Bestimmung eines Nachfolgers werde er jedoch im Amt bleiben.
Risiken beschönigtWilliams' Ankündigung erfolgte wenige Wochen nach einer Klage der US-Börsenaufsicht SEC gegen seinen Vorgänger, Daniel Mudd. Die SEC beschuldigt Mudd und zwei weitere Ex-Funktionäre von Fannie Mae, die vor der Finanzkrise eingegangenen Risiken beschönigt zu haben. Aus demselben Grund strengte die SEC auch eine Klage gegen frühere Manager des Hypothekenfinanzierers Freddie Mac an.
Laut SEC habe Fannie Mae im zweiten Quartal 2008 die Summe aller Wertpapiere und Garantien, die auf Hypotheken für Schuldner mit geringer Kreditwürdigkeit beruhten, auf 8 Mrd. Dollar beziffert. In Wahrheit hätten sich die Risiken durch sogenannte Subprime-Kredite auf rund 110 Mrd. Dollar belaufen.
Die Diskrepanz kommt laut SEC dadurch zu Stande, dass Fannie Mae Hypotheken aus einem speziell auf Kreditnehmer schlechter Bonität zugeschnittenen Programm nicht mitrechnete. Die Behörde macht dafür die beklagten Ex-Vorstände verantwortlich. Kritiker monieren allerdings, die zuständigen Aufsichtsbehörden hätten die Ungereimtheiten viel früher bemerken müssen. Denn Fannie und Freddie verfolgten den öffentlichen Auftrag, Wohneigentum auch bei einkommensschwachen Familien zu fördern.
Teil 2: Zwangsgeräumte Häuser vermieten
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FTD.de, 29.02.2012
© 2012 Financial Times Deutschland,
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